Zentrum für Politische Schönheit: Denkmal mit Holocaust-Asche
Das Künstlerkollektiv „Zentrum für Politische Schönheit“ hatte Anfang Dezember mit der Aktion „Sucht nach uns“ eine temporäre „Gedenk- und Widerstandsstätte“ im Berliner Regierungsviertel errichtet, und zwar „auf dem Gelände der ehemaligen Krolloper, dort wo die Vernichtung von Millionen von Menschen ihren Lauf nahm. Dort legte der Konservatismus die deutsche Demokratie in die Hände der Mörder.“ Gräber für die Millionen NS-Opfer gäbe es nicht. An 23 Orten in Deutschland, Polen und der Ukraine habe das ZPS daher über 200 Bodenproben genommen; Laboruntersuchungen hätten „in über 70 Prozent Hinweise auf menschliche Überreste“ ergeben. Wie schon frühere Aktionen des ZPS, so ist auch diese Gedenksäule mit der angeblichen Asche von NS-Opfern umstritten: So lässt sich Christoph Heubner, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, im Berliner „Tagesspiegel zitieren: „Auschwitz-Überlebende sind bestürzt darüber, dass mit diesem Mahnmal ihre Empfindungen und die ewige Totenruhe ihrer ermordeten Angehörigen verletzt werden.“ Der Grünen-Politiker Volker Becker twitterte an die Zeitung „Jüdische Allgemeine“: „Auch wenn die Aktion sicher gut gemeint ist und die Asche der Shoah-Opfer vielleicht nur eine Metapher ist, ist das ein schräges Bild… Falls es sich tatsächlich um die Asche von in der Shoah Ermordeten handeln sollten, wäre dies eine strafbare Verletzung der Totenruhe. (§ 168 StGB). „Es könnte freilich auch Fake & Teil der Kunstaktion sein…“ In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ kommentierte Hannah Bethke: „Dass es noch menschliche Überreste der Ermordeten aus der NS-Zeit gibt, ist sehr wahrscheinlich. Und es ist richtig, an sie zu erinnern…“ Das ZPS jedoch „instrumentalisiert das Gedenken… Die ideologische Verblendung dieser selbsternannten Widerstandskämpfer ist schwindelerregend.“ .“ Die Künstler reagierten auf die Kritik, kündigten an, das Kernstück der Aktion zu verhüllen und entschuldigten sich offiziell auf ihrer Website. In der Stellungnahme heißt es: “Wir wollen auf die Verantwortung der Nachwelt hinweisen, die identifizierten Massengräber wenigstens als solche zu deklarieren, zu markieren und zu schützen. … Dennoch lag uns nichts ferner, als die religiösen und ethischen Gefühle von Überlebenden und Nachkommen der Getöteten zu verletzen.“
In einer zweiten Aktion gegen den historischen und den aktuellen (AfD) Nationalkonservativismus hat das ZPS nach eigenen Angaben den Grabstein Franz von Papens (1879-1969) entwendet, der als Zentrumspolitiker Reichskanzler im Jahr 1932 und 1933-34 parteiloser Vizekanzler im Kabinett von Adolf Hitler war. https://politicalbeauty.de
Dazu in Band 232 erschienen: