Zensur auf der ARCO Madrid
Die Porträts von 24 „Presos políticos españoles contemporáneos“ (Politische Gefangene im gegenwärtigen Spanien) sind zwar verpixelt, dennoch sind die inhaftierten katalanischen und baskischen Separatisten und Gewerkschafter zu identifizieren. Doch das war nicht der eigentliche Grund, weshalb diese Fotoserie von Santiago Sierra am Messestand der Galerie Helga de Alvear auf der jüngsten ARCO Madrid abgehangen wurde: laut der Wiener Zeitung „Der Standard“ teilte die Messegesellschaft Ifema dazu mit, „da sich das Medieninteresse bereits so auf die polemische Foto-Serie fokussierte, dass es die Berichterstattung über die Kunstmesse im Allgemeinen beeinträchtigte“, habe man die Galeristin um Abhängung gebeten. Der Künstler Santiago Sierra warf den Messemachern daraufhin „Zensur“ vor und sprach von einem „Klima der Verfolgung“. Auch die linksgerichtete Stadtregierung von Madrid protestierte gegen diese Zensurmaßnahme; die Madrider Bürgermeisterin Manuela Carmena blieb demonstrativ der Eröffnungsfeier fern. Gegenüber „Der Standard“ erklärte die Galeristin Helga de Alvear, die Bitte der Messeleitung haben sie zwar „verwundert“, doch für sie sei das „keine Zensur“. Joan Tardà, Sprecher der katalanischen Linksrepublikaner, lässt sich hingegen in der „Neuen Zürcher Zeitung“ zitieren, er fühle sich „an türkische Verhältnisse“ erinnert. Kulturstaatssekretär Fernando Benzo behauptete unterdessen, in Spanien gäbe es „keine politischen Gefangenen“. Das umstrittene Werk wurde für knapp 96.000 Euro an einen spanischen Sammler verkauft. www.helgadealvear.com
Dazu in Band 180 erschienen: