Wuppertal: Der lange Marsch
Wuppertal als Kunststadt – da denkt man als erstes an die frühen Fluxus-Happenings in der Galerie Parnass Anfang der 1960er Jahre, an die Sammlung des Von der Heudt-Museums, an das Tanztheater von Pina Bausch, die Professur von Bazon Brock an der lokalen Bergischen Universität oder an den Skulpturenpark Waldfrieden von Tony Cragg. Insider des rheinischen Kunstbetriebs wissen jedoch, dass sich in der Nachbarschaft der großen Kunstmetropolen Köln und Düsseldorf in den 1970er Jahren auch eine lebendige Szene mit selbstorganisierten Kunsträumen und Offkunst-Events entwickelt hat. Bodo Berheide, Beuys-Schüler an der Düsseldorfer Kunstakademie, war1976 Mitbegründer des „Nordstadt Galerie Kollektivs“, das seine erste Ausstellung in der Elberfelder Nordstadt in der Werkstatt von Lothar Pfennig durchführte und später in das inzwischen gründlich sanierte Fabrikgelände in der Hofaue umzog, wo sich den den Lagerhallen, die früher von der Textilindustrie genutzt wurden, diverse Kulturinitiativen einrichten konnten. Zu den künstlerischen Höhepunkten der Wuppertaler Künstlerszene auf diesem Areal mit Musik, Interaktionen und Performances gehört u.a. das „Post Nucelar Festival“ 1986. Die Ausstellungen und Performances versuchte das Atelier- und Galeriekollektivs seinerzeit teilweise durch den Verkauf von „Kreativaktien“ zu finanzieren. In den 1980er Jahren musste das Künstlerkollektiv nach Barmen umziehen; heute organisiert die Initiative ambulante Ausstellungen an verschiedenen Orten. Das „Atelier und Galerie Kollektiv Wuppertal für intermediale Zusammenarbeit“ blickt in diesen Wochen auf eine 40jährige Geschichte zurück und dokumentiert diese bis zum 29. Januar 2017 mit einer Ausstellung im Neuen Kunstverein Wuppertal und mit einem Buchprojekt. Gezeigt werden Arbeiten von Renate Bertlmann (Wien), Ruedi Schill und Monika Günther (Luzern), Susanne Kessler (Rom), Irene Warnke (Berlin), Martin Peulen (Breda), Klaus Küster (Remscheid), Eckehard Lowisch, die „movingartbox“ mit Regina Friedrich-Körner, Renate Löbbecke und Nanny de Ruig und als Gastgeber Bodo Berheide, Peter Klassen, Holger Bär, Christian Ischebeck, Georg Janthur und Krzysztof Juretko. Über die Geschichte des Galerie-Kollektivs führt der Kunstverein am 29. Dezember 2016 ein Künstlergespräch durch.