Wühlen in Gedärmen: Hermann Nitsch im Nitsch-Museum
In den 1960er Jahren löste Hermann Nitsch mit seinem bluttriefenden Orgien-Mysterien-Theater Skandale aus. Heute ist er ein Kunstmarktstar und bespielt in Mistelbach ein eigenes Museum. Dort zeigt er jetzt „Neue Arbeiten“: helle, farbenfrohe Tafelbilder, die nicht mehr geschüttet, sondern geknetet sind. Die Farbe ist dick aufgetragen und mit den Händen verteilt. Ausgestellt sind 80 neue Werke, dicht an dicht an den Wänden und dazwischen auf dem Fußboden, kombiniert mit historischen Messgewändern und davor opulente Sträuße voller Gladiolen – ein wichtiger Bestandteil der Ausstellung: Wir sehen nicht „bemalte Bildtafeln, sondern es ist die Installation eines sakralen Raumes“, betont Nitsch im Gespräch. Wie wichtig ist ihm die Malerei dabei? „Mein Hauptwerk ist mein Theater,“ stellt er klar, die Aktionsmalerei sei nur eine Stufe davon. Ursprünglich sei es ihm um die Substanz der Farbe gegangen, kaum um den Farbklang, obwohl bei „Fleisch und Blut schon prächtige Farben auftauchten“. Jetzt ist die Farbmaterie farbig geworden: „Ich hoffe, dass sich mein Werk zu einer glühenden Farbmaterie entwickelt.“ Seine Malerei habe mit „Wühlen in Gedärmen zu tun“, ein Tier ausweiden sei ein „Malakt“ – sage er, damit seine Malerei „nicht zu gemütlich wirke“. Nitsch Museum, 1.7.2020-25.4.2021. (SBV)
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