Wittenberg: Streit um "Judensau"-Relief geht weiter

1. September 2022 · Kulturpolitik

Aufgrund der Beschwerde des Wittenberger Bürgers Düllmann über das „Judensau“-Relief an der Wittenberger Stadtkirche kam es zu einem jahrelangen Rechtsstreit über die Forderung nach einer Entfernung. Der Bundesgerichtshof BGH hatte im Juni 2022 die Klage abgewiesen: die Kirchenleitung habe „den ursprünglich rechtsverletzenden Zustand dadurch beseitigt, dass eine Bodenplatte und ein Aufsteller angebracht seien.“ Düllmanns Anwälte haben inzwischen das Bundesverfassungsgericht angerufen und wollen erreichen, dass das Urteil aufgehoben und der Fall an den BGH zurückverwiesen wird. Unterdessen beschloss der Gemeindekirchenrat, eine neue Texttafel aufzustellen: „Mit der neuen Texttafel will sich die Kirche unmissverständlich von der Plastik distanzieren. Im Erklärtext werde erstmals das jüdische Volk um Vergebung gebeten… Die Gemeinde positioniere sich damit eindeutig gegen Antijudaismus und Antisemitismus“, schreibt MDR.de. Über einen Verbleib oder eine Entfernung des Reliefs fällte der Gemeindekirchenrat noch keine Entscheidung. Der Beirat der Kirchengemeinde empfiehlt die Versetzung der Plastik in einen „geschützten Raum“. Wittenbergs OB Torsten Zugehör hingegen spricht sich für einen Verbleib aus, ebenso Stefan Rhein, Direktor der Luthermuseen in Sachsen-Anhalt. „Es ist Teil der städtischen aber auch Teil der deutschen Geschichte und sollte als offene Wunde kommentiert erhalten bleiben. Und wenn es im Museum entsorgt wird, besteht die Gefahr, dass es auch entsorgt wird aus dem Gedächtnis der Menschen“, so Rhein.

Dazu in Band 221 erschienen:


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