Wim Delvoye: Wettbewerbsbeteiligung bei Notre Dame
Wim Delvoye, belgischer Bildhauer und Installationskünstler, beteiligt sich am internationalen Architektenwettbewerb zum Wiederaufbau von Notre Dame in Paris. Bei dem Brand war vor allem das alte hölzerne Gebälk in Mitleidenschaft gezogen worden. Laut Premierminister Edouard Philippe ist ein Wiederaufbau des Turms auch mit einer „Anpassung an zeitgenössische Techniken“ möglich. Daran will sich Delvoye mit seinem Atelier-Team orientieren. Der Künstler ist bekannt für seine Skulpturen aus Edelstahl, die Lastwagen, Betonmischer oder Türme im Stil der Neogotik darstellen. 2012 präsentierte er im Pariser Louvre einen korkenzieherartigen Turm, der von der flämischen Gotik inspiriert ist. Stahlkonstruktionen und die Baukunst der Gotik sind technisch wie ästhetisch durchaus miteinander kombinierbar– denn der erst 1880 fertig gestellte Kölner Dom hat über seinen Gewölbedecken als Dachstuhl ein Gerüst aus Walzeisen, das die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstand; ein hölzerner Dachstuhl wäre hingegen in Brand geraten. Rund 30 Jahre vor dem Bau des Pariser Eiffelturms war diese Kölner Stahlkonstruktion, die 12.000 qm überspannt, damals eines der größten und modernsten Eisenbauwerke Europas. – Mitglieder der britischen Historic Houses Association haben unterdessen sehr alte Bäume aus ihren Nachlässen zum Wiederaufbau des Daches von Notre Dame angeboten. Beim Bau der Kathedrale zwischen dem 12. und dem 14. Jh. wurden schätzungsweise 1.300 Baumstämme verwendet.
Dazu in Band 163 erschienen: