Werner Haftmann: "SA-Mann und Documenta-Inspirator"

11. März 2021 · Kulturpolitik

Mit der Schlagzeile „Kompromisslos und gewaltbereit – Vom SA-Mann zum Inspirator der documenta“ fassten im März 2021 der Soziologe und Gründungsdirektor des Kasseler Documenta-Instituts Heinz Bude und die Schriftstellerin Karin Wieland in der „ZEIT“ ihre jüngsten Erkenntnisse über die NS-Vergangenheit des Kunsthistorikers Werner Haftmann (1912-1999) zusammen. Das Kasseler Documenta-Institut untersucht die Geschichte der Ausstellungsreihe und beschäftigt sich damit zwangsläufig auch mit der politischen Vergangenheit jener Kunsthistoriker, die in den 1950er und 1960er Jahren im Team um den Documenta-Gründer Prof. Arnold Bode mitwirkten. Werner Haftmann war 1955, 1959 und 1964 für die „künstlerische Oberleitung und Thesenfindung“ der Kasseler Kunstschau verantwortlich. Inzwischen lässt sich außerdem belegen, dass Haftmann ebenfalls der SA angehörte. „Kunstforum“-Autor Ingo Arend hatte schon vor einem Jahr für die „Süddeutsche Zeitung“ ein Interview mit dem Münchener Kunsthistoriker Christian Fuhrmeister darüber geführt, wie die allgemeine Verdrängung der NS-Zeit, die den Zeitgeist der westdeutschen Wirtschaftswunderjahre prägte, auch den Documenta-Betrieb nicht ausklammerte. Das ist insofern bemerkenswert, weil der Documenta-Gründer Arnold Bode selbst ein Verfolgter des NS-Regimes war: Bode erhielt 1936 als Künstler Berufsverbot und musste sich fortan bis 1945 als Technischer Zeichner im Büro seines Bruders durchschlagen. Mit der Gründung der Documenta wollte Bode in der Nachkriegszeit ausdrücklich einen Beitrag zur Demokratisierung des bundesrepublikanischen Kunstbetriebs leisten: „Wir waren der Meinung, etwas sagen zu müssen zu den verlorenen Jahren 1933-1945…“ Doch aus heutiger Sicht diente die Documenta für Leute wie Haftmann auch zu einer „Abwehr der Vergangenheit“, wie Christian Fuhrmeister meint: „Die Beschäftigung mit der Moderne nach 1945 diente der Reinwaschung, denn wer sich für die Moderne engagierte, musste keine Fragen zu seiner Tätigkeit vor 1945 fürchten…“

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