Venedig: Biennale eröffnet
Am Wochenende des 8./9. Mai 2015 wurde die Biennale von Venedig eröffnet. Neben der Hauptausstellung „All the World’s Futures“ mit 136 Künstlern, die Okwui Enwezor kuratiert, sind Beiträge in 90 Länderpavillons zu sehen. Politisch pointiert ist nicht nur die Hauptausstellung über das „komplexe Phänomen der Globalisierung und ihrer Verwurzelung im Lokalen“ mit ihrem Rahmenprogramm (etwa einer Rezitation des gesamten Textes von „Das Kapital“ von Karl Marx), sondern auch die Auswahl der Künstlerbeiträge für manche Länderpavillons. So versteht der Kurator Florian Ebner die Inszenierung für den deutschen Pavillon ausdrücklich als „politischen Pavillon in einer künstlerisch poetischen Form“. Die Künstler Hito Steyerl, Tobias Zielony, das Künstlerduo Jasmina Metwaly und Philip Rizk beschäftigen sich thematisch mit Arbeit und Ökonomie, mit der Zirkulation von Waren, von Menschen und vor allen auch mit der Zirkulation von Bildern, wie Ebner erläuterte. Im Schweizer Pavillon arbeitet Pamela Rosenkranz mit materiellen und immateriellen Elementen, mit Licht, Wasser, Klang und Geruch. Auch das ist ein politischer Beitrag, der der Frage nachgeht, was natürlich und was künstlich sei – die Lebensmittelchemie kennt z.B. „naturidentische“ Aromastoffe. Zum österreichischen Pavillon erläuterte der Kurator Yilmaz Dziewior, der Künstler Heimo Zobernig proklamiere hier „Verweilen und Beschleunigung als Gegenmodell“. Um Karl Marx geht es nicht nur bei der angekündigten Lecture Performance unter der Regie von Isaac Julien, sondern auch in Alexander Kluges Beitrag für die Hauptausstellung. Kluge beschäftigt sich mit den nie realisierten Plänen des russischen Filmemachers Sergei Eisenstein, „Das Kapital“ zu verfilmen: sowohl die Hollywood-Produzenten als auch die Bolschewisten in Moskau winkten damals ab. www.labiennale.org.