Ural Industrie Biennale

9. September 2017 · Biennalen

In Jekaterinburg (von 1924 bis 1991 Swerdlowsk) findet die Ural Industrie Biennale (14.9.-12.11. 2017) statt: so brachial, wie Josef Stalin in den 1920er Jahren die Elektrifizierung ländlicher Gebiete und die Umwandlung des bäuerlich-zarististischen Russlands in eine Industrienation vorantrieb, so vehement brach Anfang der 1990er Jahre das Sowjetsystem aufgrund seiner ökonomischen Verwerfungen auseinander. Die Globalisierung der Wirtschaft, die mit fortan günstigerem Zugang zu Rohstoffen und billigeren Produktionsbedingungen außerhalb der klassischen Industrienationen für eine De-Industrialisierung in Europa sorgte, machte auch vor Jelzins und Putins Russland nicht halt: dort wandelt sich ebenso die einstige Industriekultur in eine post-industrielle Informations-und Dienstleistungsgesellschaft, auch wenn die volkswirtschaftliche Bedeutung der Ressourcen an Erdgas, Erdöl und anderen Rohstoffen in Sibirien und rund ums Kaspische Meer immer noch enorm hoch ist. Jekaterinburg war bereits seit 1840 ein Zentrum der Metallverarbeitung; ihre wirtschaftliche Blüte erlebte die Stadt allerdings erst in der Zeit der stalinistischen Industrialisierung der 1930er Jahre mit Maschinenbau, Stahlhütten und Rüstungsgütern. Die Ural Industrie Biennale begleitet und reflektiert diesen Prozess auf der Ebene der Kunst; noch existierende Fabriken und bestehende kulturelle Institutionen werden bewusst in das Biennale-Programm einbezogen, das damit auch Impulse für die weitere regionale Entwicklung geben will. Die Ausstellungen werden daher nicht in Kunsträumen, sondern an außer- musealen Orten der 1,3 Mill. Einwohner-Stadt Jekaterinburg und in der angrenzenden Region ausgerichtet. Organisator ist das Ural branch of the National centre for contemporary arts (NCCA). Künstlerische Leiterin ist Alisa Prudnikova. Kurator der Hauptausstellung ist João Ribas. Die Biennale findet diesmal unter dem Thema „New Literacy“ statt und beschäftigt sich damit, welchen Einfluss „die vierte industrielle Revolution“ darauf hat, wie wir „lebe, arbeiten, träumen und spielen“. Ribas hat dazu die Ausstellung in die Themenblöcke „image as witness,“ „the choreographies of capital” and „the persistence of the word” eingeteilt. Susanne Boecker führte 2016 für Kunstforum Bd. 238 (S. 40) ein Interview mit Alisa Prudnikova, der künstlerischen Leiterin der Ural Industrial Biennial of Contemporary Art. www.uralbiennale.ru

Dazu in Band 238 erschienen:


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