UNESCO meldet: 53 ukrainische Kulturdenkmäler zerstört

4. April 2022 · Kulturpolitik

Die Gedenkstätte Drobizkij Jar bei Charkiw erinnert an ca. 20.000 Juden und sowjetische Gefangene, die dort 1941/42 von der nationalsozialistischen Besatzung ermordet wurden. Nach russischem Beschuss fehlen dem siebenarmigen Leuchter jetzt zwei Arme. Ebenso wurde die Gedenkstätte Babyn Jar in Kiew durch russische Raketen getroffen, möglicherweise bei einem Angriff auf den benachbarten Fernsehturm. Nach Schätzungen der UNESCO wurden in den ersten sechs Wochen des Kriegs in der Ukraine bei russischen Angriffen 53 Kulturdenkmäler zerstört oder beschädigt. In Charkiw z.B. wurden auch das Kunstmuseum und das Theater für Oper und Ballett bombardiert. Die UNESCO hat zwar zusammen mit anderen Kulturinstitutionen eine Satellitenüberwachung gefährdeter ukrainischer Kulturstätten veranlasst, aber dennoch ist es schwierig, Erkenntnisse vor Ort über das Ausmaß der Schäden in Städten zu gewinnen, die durch russische Truppen vom Umland abgeschnitten sind. Ernesto Otto Ramirez, der stellvertretende UNESCO-Generalsekretär für Kultur, listete nach sechs Wochen Krieg jedenfalls schon 29 Kirchen, 16 historische Bauten, 4 Museen und 4 Monumente als beschädigt oder teilweise zerstört auf. In einem Interview, das die „Augsburger Allgemeine“ veröffentlichte, erklärte dazu Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz: „Die Kernfrage… lautet: Ist die Vernichtung von Kulturgütern der Kollateralschaden eines verbrecherischen, rücksichtslosen Angriffskrieges? Oder ist sie auch Teil der Strategie, gezielt die kulturelle Identität der Ukrainer zu zerstören? Der russische Präsident hat der Ukraine ja nicht nur deren Eigenstaatlichkeit abgesprochen, sondern auch die kulturelle Eigenständigkeit. Wenn eine Gedenkstätte wie Babyn Jar beschossen wird, ein Symbol für den Holocaust und die Schrecken des Zweiten Weltkrieges, bekommt man ein Gefühl dafür, dass es in der Vernichtung offenbar keine Grenzen gibt…“

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