TV 70: Francesco Vezzoli guarda la RAI

8. Mai 2017 · Aktionen & Projekte

Vom 9. Mai bis zum 24. September 2017 präsentiert die Fondazione Prada in ihren Mailänder Räumen ein Projekt von Francesco Vezzoli in Zusammenarbeit mit dem Sender RAI: “TV 70: Francesco Vezzoli guarda la RAI” (sieht RAI). Mit seinen persönlichen Erfahrungen in Sachen TV-Konsum und als Reflex auf kollektive Erzählungen erforscht er das Fernsehen der 1970er Jahre, als es fast überall in Europa nur staatliche TV-Sender gab wie RAI in Italien bis 1976. Für Vezzoli hat gerade das TV den gesellschaftlichen Wandel von der politischen Radikalität der 1960er Jahre zum Hedonismus der “Zeitgeist”-Generation der 1980er Jahre nicht nur begleitet, sondern entscheidend mitgeprägt. In Italien gab es schon Ende der 1970er Jahre etwa 500 private Radiostationen und 70 private TV-Sender; viele von ihnen strahlten allerdings aus Malta, Monaco oder Jugoslawien ihre Programme nach  Mailand, Rom und Palermo aus und konnten sich über reges Publikumsinteresse nicht beklagen: der Staatssender RAI galt als “langweilig”, wie der “Spiegel” 1976 mit der Schlagzeile “Sex im Kanal 47” reportierte. In jenem Jahr 1976 hob das italienische Verfassungsgericht das staatliche Sendemonopol für RAI auf. Dessen damaliger Intendant Beniamino Finocchiaro beschimpfte die private TV-Konkurrenz als “Schweinestall”, und das KP-Blatt “L’ Unita” sekundierte, bei den privaten Kommerz-Sendern gelte nur “das Recht des Stärkeren”. So begreift Vezzoli den RAI-Sender auch als ein Gegenmodell zu dieser Entwicklung; er habe (zumindest mag das für 1970er Jahre gelten) gegenüber der privaten Konkurrenz als eine “mächtige Maschine” getrotzt und sei wichtig für die “kulturelle und Identitätsbildung” im Lande gewesen. Die “hohe kulturelle Qualität” des RAI-Programms macht Vezzoli u.a. an Filmbeiträgen von Bernardo Bertolucci, Federico Fellini, Paolo und Vittorio Taviani fest. Sie agierten filmästhetisch mit einer Mischung aus “formaler Strenge und Experimentierfreudigkeit”, aber das TV der 1970er Jahre verstärkte auch “die Entwicklung der kollektiven Phantasie” hin zu jenen Tendenzen, die dann für das kommerzielle Fernsehen der 1980 Jahre charakteristisch waren.


WEITERE NACHRICHTEN

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
KUNSTFORUM Probe lesen

„KUNSTFORUM ist ein Magazin, das so gut wie jedes Thema, das wichtig ist, beackert hat, und es ist so umfangreich, dass ich manchmal noch einmal in Heften von vor zehn Jahren schaue, und nicht selten erweist sich Kunstforum als eine Fundgrube…“ – Kasper König

Jetzt nur noch kurz bestätigen...

Wir freuen uns über Ihr Interesse am KUNSTFORUM Newsletter! Sie haben nun eine E-Mail an die von Ihnen angegebene Adresse bekommen, bitte bestätigen Sie Ihre Anmeldung über den Link!

OK
BIENNALE
GUIDE 2024
JETZT
BESTELLEN