Transitraum Else
Im Kunstmuseum Solingen hat kürzlich ein Zentrum für verfolgte Künste seine Arbeit offiziell aufgenommen. Das vom Landschaftsverband Rheinland und der Stadt Solingen getragene Zentrum, erinnert an Künstler, die in der NS-Diktatur und in der DDR verboten und verfolgt wurden. Leiter des Zentrums ist Rolf Jessewitsch. Die Bilder Georg Meistermanns (1911-1990), gebürtiger Solinger und selbst ein Verfolgter des Naziregimes, schaffen eine Verbindung zwischen der Sammlung des Museums und den Werken der „Bürgerstiftung für verfolgte Künste“ mit der Sammlung Gerhard Schneider. Leihgaben der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft mit Büchern und Briefen von Dichtern, deren Publikationen 1933 von den Nazis verbrannt wurden, ergänzen den Bestand dieses Zentrums um eine Literatursammlung „Die verbrannten Dichter“. Zum 70. Jahrestag des Kriegsendes 1945 und der Befreiung der Gefangenen aus den NS-Konzentrationslagern konzipierte das Zentrum eine Ausstellung für das Berliner Abgeordnetenhaus. Ein weiteres Projekt im Umfeld des Zentrums ist der Dichterin Else Lasker-Schüler (18969-1945) gewidmet: sie hatte 1939 eine Reise nach Palästina unternommen. Der Kriegsausbruch verhinderte eine Rückkehr der jüdischen Dichterin nach Europa, denn schon 1938 hatte man ihr die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt und die Schweiz verweigerte ihr ein Visum. Lasker-Schüler starb 1945 in Jerusalem im Exil. Die Solinger Künstler Claudia Gahrke und Andreas Schäfer (Duo „Astronautenkost“) initiierten das Projekt „Transitraum Else“. Sie sammeln weltweit Stimmen, die im Studio oder bei Live-Performances Werke der Dichterin auf Tonträger einlesen. Künstlerkollegen können sich auch beteiligen, indem sie per I-phone ein Sound File mit einem Lasker-Schüler-Text aufnehmen und per e-mail an „Astronautenkost“ schicken. Bisher haben sich u.a. der Zeichner Tomi Ungerer, die Schriftstellerin Elfriede Jelinek oder der Schauspieler Günter Lamprecht beteiligt. Am Ende der Sammlungsphase werden alle Stimmen in einer Sound-Installation für das Zentrum der verfolgten Künste zusammen gefasst und in einer „mutierten Telefonzelle“ präsentiert: „Ziel ist eine mehrsprachige Sound-Installation aus 1.000 + 1 Stimme, die in ihrer Gesamtheit den poetischen Kosmos Else Lasker-Schülers abbildet und so zu einem weltweit hörbaren Chor für die Freiheit der Kunst wird.“ Infos: www.salle-de-transit.com