Thierse fordert Einheitsdenkmal

18. November 2016 · Kulturpolitik

Von Anfang an stand das Projekt eines Einheits- und Freiheitsdenkmals unter keinem guten Stern. In Leipzig endete ein Künstlerwettbewerb in Zank und Streit, und auch in Berlin gibt es bis heute kein Denkmal für die friedliche Revolution in der DDR 1989 und die staatliche Wiedervereinigung 1990. Über die Beiträge eines ersten Künstlerwettbewerbs 2009 hämte die Presse, die „Naivität vieler Entwürfe“ sei „verheerend“; ein Viertel der Einreichungen sei gar „kompletter Schrott“. Einen zweiten Wettbewerb gewannen dann 2011 die Architekten Milla und Partner zusammen mit der Choreografin Sasha Waltz. Doch der vorgesehene Standort an der Berliner Schlossfreiheit gegenüber dem Humboldt Forum war denkmalpflegerisch von Anfang an umstritten, und so verteuerten Auflagen des Denkmalschutzes und die Umsiedlung dort nistender Fledermäuse das Projekt von 10 auf 14 Mill. Euro, so dass im Frühjahr 2016 der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages die Notbremse zog und beschloss, die Denkmalidee zumindest dort „nicht weiter zu verfolgen“. Dass im Herbst 2016, immerhin mehr als ein Vierteljahrhundert nach der „Wende“, immer noch nichts im Stadtbild Berlins an die damaligen Ereignisse erinnert, findet der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs als „Blamage“. Auch der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse will sich mit dem Aussetzen des Projekts „nicht zufrieden geben“ und forderte unlängst in der Zeitschrift „politik und kultur“: „Die Debatte muss… wieder aufgenommen werden, der fachlich zuständige Kulturausschuss und das Plenum des Deutschen Bundestages müssen sich mit dieser Herausforderung und dem Entwurf ernsthaft und verantwortungsvoll befassen! Alles andere wäre beschämend.“

Dazu in Band 223 erschienen:


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