Tel Aviv: Restitutionskonferenz abgesagt
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1998 wurde die Washingtoner Erklärung verabschiedet; offizielle Bezeichnung auf Deutsch: „Grundsätze der Washingtoner Konferenz in Bezug auf Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden“. An der Konferenz nahmen 44 Staaten und zwölf nicht-staatliche Verbände, darunter jüdische Opferorganisationen teil.
Zum 25jährigen Jubiläum dieser Übereinkunft über den Umgang mit NS-Raubkunst sollte nun im Tel Aviv Museum of Art eine Restitutionskonferenz ausgerichtet werden. Doch weil das Auktionshaus Christie’s Mitveranstalter ist, wurde die Jubiläumskonferenz abgesagt. Der Grund: Kürzlich hatte Christie’s für 202 Mill. Dollar die Schmucksammlung von Heidi Horten (1941-2022) versteigert. Deren erster Ehemann Helmut Horten (1909-1987) hatte in den 1930er Jahren im Ruhrgebiet und am Niederrhein beschlagnahmte Warenhäuser aus jüdischem Besitz weit unter dem tatsächlichen Verkehrswert übernommen und damit den Grundstein für sein Kaufhaus-Imperium in der Nachkriegszeit gelegt. Nach seinem Tod erbte die Witwe Heidi Horten ein Vermögen von knapp einer Milliarde Dollar. Die amerikanische Holocaust Survivors Foundation hatte eine Absage der Konferenz mit der Begründung gefordert, sie solle nicht „als Plattform für Holocaust-Profiteure dienen, um ihre Plünderungen zu rechtfertigen“. Es heißt, Christie’s habe die Absage akzeptiert, plädierte aber für eine Fortsetzung von „Austausch und Diskurs“ über die „komplexen Fragen im Zusammenhang mit der Rückgabe von NS-Raubkunst“.