Streit um Literaturpreis-Vergabe

22. Mai 2024 · Kulturpolitik

Mit einer „Richtigstellung“ wehrte sich das Berliner HKW-Haus der Kulturen der Welt gegen die „Berichterstattung zum Internationalen Literaturpreis 2023 in der ZEIT“. Juliane Liebert und Ronya Othmann waren Jurymitglieder und behaupteten anschließend in der „ZEIT“ über die Preisvergabe: „Es ging um Nationalität, ethnische Zugehörigkeit, Hautfarbe, um Politik und nicht um Literatur“.

Das HKW dementierte dies in seiner Replik: „Es trifft nicht zu, dass der Internationale Literaturpreis 2023 nach politischen Kriterien vergeben wurde.“ Den Preis bekamen Mohamed Mbougar Sarr (20.000 Euro) für „Die geheimste Erinnerung des Menschen“ (Hanser, 2022) als ein „literarisches Meisterwerk“ sowie Holger Fock und Sabine Müller (15.000 Euro) für ihre gelungene Ãœbersetzungsarbeit. Die Hautfarbe habe bei dem Auswahlerfahren keine Rolle gespielt; das Abstimmungsergebnis sei mithin kein „Ergebnis einer identitätspolitischen Entscheidungsfindung“, heißt es in der HKW-Erwiderung. Schwarze seien gegenüber Weißen nicht bevorzugt worden, denn „ausschlaggebend war die literarische Qualität der Texte“. Der Satz „Du als weiße Frau hast hier eh nichts zu sagen!“, an das Jurymitglied Juliane Liebert gerichtet, sei „so nicht gefallen. Dies haben fünf der sieben Jury-Mitglieder… bezeugt“. Andreas Platthaus reagierte in der „FAZ“ empört auf den Streit: „Ein Tabubruch, denn dass man als Beteiligter über Juryabläufe nicht spricht, ist ebenso klar… wie etwa das Beicht- oder Arztgeheimnis.“ Ulrich Seidler widersprach ihm in der „Berliner Zeitung“: „… wenn ein Juror weiß, dass die Argumente, die er vorträgt, möglicherweise in der Öffentlichkeit landen könnten, gibt er sich vielleicht mehr Mühe beim Argumentieren… Hoffen wir also, dass dieser sich nun entfaltende Skandal die Juroren und Jurorinnen nicht in Angst und Schrecken versetzt, sondern im Gegenteil, ihnen Mut macht, sich ausschließlich auf die Kriterien zu besinnen, die ausgezeichnet werden sollen…Wo Preise vergeben werden, stoßen Interessen aufeinander, werden Machtverhältnisse austariert“.


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