Streit um Kunsthalle Berlin

31. Januar 2022 · Kulturpolitik

Bis zum 30. Mai 2022 richtet die von Walter Smerling geführte und in Bonn ansässige Stiftung Kunst und Kultur dem Bildhauer Bernar Venet zu dessen 80. Geburtstag eine Ausstellung im ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof aus. Kunsthalle Berlin heißt die Ausstellungshalle jetzt: Hangar 2 und 3 hat Smerlings Stiftung für zwei Jahre von der senatseigenen Flughafen Tempelhof GmbH überlassen bekommen, „mietfrei“ bei Übernahme der Betriebskosten, wie in der Pressemitteilung des bbk Berlin vom 28.01.22 zu lesen ist. Allerdings liegen diese Betriebskosten laut Berliner Zeitung bei monatlich 100.000 Euro. Nicht nur der bbk-Verband, sondern auch andere in der lokalen Kunstszene protestierten gegen die Kunsthalle: Tobias Zielony, Antje Majewski und Candice Breitz riefen zum Boykott eines Besuchs der kommenden Smerling-Ausstellungen dort auf und sprechen von dieser Kunsthalle als „zynisches, neoliberales Vehikel“. Publizistische Schützenhilfe lieferte den Protestlern Niklas Maak in der „FAZ“ mit der Schlagzeile „System Smerling“ und dem Text: „Der schon länger leer stehende Bau wäre ein perfekter Ort für die Künstler der Stadt, die wegen steigender Mietpreise gerade nach der Pandemie oft kaum noch Geld haben, ihre Ateliers zu bezahlen; in den Räumen von Tempelhof könnten sie arbeiten und Kunst zeigen. Jetzt eröffnet Smerling dort eine Kunsthalle, die seinen Privatgeschmack abbildet.“ Eine „Temporäre Kunsthalle Berlin“ gab es schon einmal in der Stadt, doch das Projekt floppte 2010: „Der Sammler und Immobilienmakler Nicolas Berggruen und sämtliche übrigen Investoren waren bereits lange zuvor abgesprungen, die Berliner SPD hatte sich gegen das Projekt ausgesprochen, selbst die Kulturschaffenden der Stadt hatten irgendwann die Lust verloren“, fasste „Monopol“ damals zusammen. Der bbk wirft nun Walter Smerling vor, sich den Namen „Kunsthalle“ einfach angeeignet zu haben, was rechtlich freilich nicht zu beanstanden ist, solange niemand anderer sich den Markennamen „Kunsthalle Berlin“ hat schützen lassen. Dennoch spricht der bbk von einem „Etikettenschwindel“: „Mit der Selbsternennung zur „Kunsthalle Berlin“ suggeriert die „Stiftung für Kunst und Kultur e.V.“ aus Bonn, – die keine Stiftung ist, sondern ein Verein, der eigene Interessen verfolgt, – dass die Nutzung des historischen Tempelhofer Flughafenhangars durch diesen Verein öffentlich legitimiert sei. Das ist jedoch keineswegs der Fall.“ Zudem moniert der bbk, es seien „Sponsoren einbezogen, die im Skandal um die Paradise Papers auftauchen“. Die gesamte Pressemitteilung ist auf der Website des bbk nachzulesen: https://www.bbk-berlin.de

Dazu in Band 213 erschienen:


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