Streit um illegalen Kunsthandel
Die Interessengemeinschaft Deutscher Kunsthandel hadert nach wie vor mit manchen EU-Gesetzen, so mit der Entschließung des EU-Parlaments vom Januar 2019 zur Rückgabe von Kulturgut und mit der EU-Verordnung über die Einfuhr von Kulturgut, die in erster Lesung im März 2019 angenommen wurde. Insbesondere beschweren sich die Kunsthändler, „dass das Ausmaß des illegalen Kulturguthandels maßlos überschätzt wird, und die dagegen getroffenen Maßnahmen den legalen Kulturguthandel unverhältnismäßig belasten“: nach Angaben der Weltzollorganisation betreffen rund 42 Prozent aller Beschlagnahmungen den Drogenhandel und 27 Prozent Produktfälschungen. Alkoholschmuggler tauchen mit einem Anteil von 14 Prozent in dieser Zollstatistik auf und Waffenschieber mit 5,6 Prozent. Der illegale Kunsthandel hingegen schlage mit nur 0,2 Prozent zu Buche; er ist damit aus Sicht der Galeristen kriminalstatistisch marginal. Für 2017 seien in diesem Zollbericht lediglich 167 Konfiskationen von Kulturgut notiert, dies freilich mit einem Volumen von immerhin rund 14.750 Objekten, viele davon allerdings von geringem Wert. Auch als Finanzhelfer von Terroristen wollen sich die Kunsthändler nicht länger verdächtigen lassen: „Der IS finanziere sich über Steuern, Öl und Beschlagnahmungen. Eine Finanzierung über den Antikenhandel sei unwahrscheinlich“, hätte das Londoner King’s College analysiert. Mit Spannung wartet man in der Branche nun auf den Abschlussbericht des ILLICID-Projekts, das mit wissenschaftlichen Methoden „die charakteristischen Merkmale des Dunkelfeldes ‘Illegaler Handel mit Kulturgut in Deutschland’ besser“ verstehen will. „In einer Pilotstudie sollen Daten zu gehandelten Objekten, Größenordnungen, Akteuren, Netzwerken, Handlungsroutinen sowie Gewinn- und Geldwäschepotenzial erhoben werden“. Zu diesem Projekt mit einer Laufzeit von 2015 bis Ende 2018 hatten sich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Darmstädter Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie und das Mannheimer GESIS-Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften zusammen geschlossen. Assoziierte Partner sind u.a. das Auswärtige Amt, das Bundeskriminalamt, der Deutsche Museumsbund e.V. und auch das Deutsche Archäologische Institut Berlin.