Streit um Förderprogramm NEUSTART KULTUR

18. November 2022 · Kulturpolitik

Einen „Skandal“ wittert der Berliner Ortsverband des bbk beim Förderprogramm „NEUSTART KULTUR“, das Verluste aus den Lockdownmonaten 2020/21 abfedern soll: Museen und Galerien waren während der Pandemie monatelang geschlossen; es gab mithin keine Ausstellungs- und folglich auch keine Verkaufsmöglichkeiten für Malerei oder Skulpturen. Die Kontaktbeschränkungen ließen auch keine „Tage der offenen Ateliers“ zu. Der Berliner bbk hatte „eine Nachbesserung bei den Förderrichtlinien gefordert und dazu aufgerufen, Anpassungen für weitere Förderrunden vorzunehmen. Eine Bedarfsmeldung sollte unserer Meinung nach mit aufgenommen werden.“ Doch dieser Vorschlag sei „mit dem empörten Hinweis auf die Förderung ausgezeichneter, künstlerischer Leistung“ abgewiesen worden – es ginge bei dem Förderprogramm eben nicht um Sozialleistungen für Bedürftige. Der bkk widerspricht: „Die Mittel … wurden explizit zur Abfederung von Corona-bedingten Einkommensverlusten freigegeben, um die Fortführung freiberuflich künstlerischer Tätigkeit während der Pandemie abzusichern.“ Der bbk berlin sieht daher „keinen Widerspruch“ darin, bei den Anträgen “neben der Darstellung der künstlerischen Arbeit auch eine Bedarfsmeldung” abgeben zu können. Was den Lobbyverband für Kunstschaffende besonders ärgert: gleichzeitig wurden nämlich aus diesem Hilfsprogramm „NEUSTART KULTUR“ „Galerien und Kunstmessen gefördert, ohne den Bedarf zu prüfen“, wie eine Recherche von „Deutschlandfunk Kultur“ ergeben hätte. „Obwohl die zunächst erwarteten Umsatzeinbrüche von 60 bis 100 Prozent… ausbleiben, gibt es staatliche Hilfen für die eigentlich gar nicht so gebeutelte Branche: In zwei Förderrunden werden Deutschlands Kunstgalerien mit insgesamt 15,5 Millionen Euro unterstützt“. Der Deutsche Kulturrat bilanziert: „Zu den aktuellen Veröffentlichungen ist zu sagen, dass ca. 100 Millionen Euro der Gesamtsumme von 2 Milliarden Euro aus Neustart Kultur in die Bildende Kunst geflossen sind. Ungefähr ein Drittel der Summe haben Galeristen erhalten…. Aber einen Skandal um Neustart Kultur gibt es nicht, er ist nur eine journalistische Fata Morgana“. Dennoch mahnt der Deutsche Kulturrat an: „Sollten erhaltene Mittel von einigen wenigen Großgalerien wirklich nicht benötigt werden, wie die Recherche von Deutschlandfunk Kultur nahelegt, ist es eine moralische Verpflichtung dieser Unternehmen, die Mittel unverzüglich zurückzugeben, damit sie an Künstlerinnen und Künstler und Kulturunternehmen noch ausgeschüttet werden können, die weiterhin massiv unter den Coronaauswirkungen leiden.“

Dazu in Band 274 erschienen:


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