"Stolpersteine"-Initiator Gunter Demnig wird 75 Jahre alt

Gunter Demnig, Bildhauer, wurde 75 Jahre alt. Er studierte an den Kunsthochschulen Berlin und Kassel, hatte später sein Atelier in Köln; seit 2017 lebt und arbeitet er in Elbenrod (Hessen). Erste größere künstlerische Projekte realisierte er in den 1980er Jahren als Verbindungslinien in Landschaften: „Duftmarken“ zwischen Kassel und Paris (1980), „Blutspur Kassel-London“ (1981) und einen „Ariadne-Faden“ von der Kasseler Documenta zur Biennale in Venedig (1982). Beim Projekt „Mai 1940 – 1000 Roma und Sinti“ zog Gunter Demnig eine Kreidespur von Köln-Bickendorf quer durch die Stadt nach Köln-Deutz: auf dieser Strecke wurden 1000 Sinti und Roma durch die Stadt getrieben und dann in Bahnwaggons zur Deportation verfrachtet. Demnig wies damit nach, dass dieser Marsch nicht unbemerkt von der Kölner Bevölkerung vonstatten ging. 1996 begann er dann mit der Verlegung von „Stolpersteinen“ in Bürgersteigen vor den ehemaligen Wohnadressen von Menschen, die der NS-Diktatur zum Opfer fielen. Bis 2019 wurden bereits 75.000 Messingplatten im Format 10 x 10 cm mit Inschriften in die Gehwege eingefügt – es ist somit das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Die meisten Stolpersteine verlegt Gunter Demnig immer noch selbst, „solange es die Knie noch mitmachen“, wie er der Kölner Lokalpresse anvertraute: zuletzt ließ er in der Domstadt 19 neue Stolpersteine in den Boden ein. 50.000-60.000 km legt der Künstler im Jahr für sein Projekt zurück. Für die Verlegung der Steine kann man eine Patenschaft in Höhe von ca. 120 Euro übernehmen. 2005 erhielt er für sein Engagement in Sachen Erinnerungskultur das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, später auch neben anderen Auszeichnungen die Verdienstorden der Länder Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.
Dazu in Band 170 erschienen: