Stolpersteine

28. August 2015 · Aktionen & Projekte

Der Bildhauer Gunter Demnig markiert seit 1993 an verschiedenen Orten im Kölner Stadtgebiet eine Spur aus Betonplatten mit Messingschrift. Sie dikumentiert den Weg, auf dem Sinti und Roma vor 53 Jahren vom Barackenlager auf dem Sportplatz von Schwarz-Weiß Bickendorf quer durch die Stadt zum Deportationsgleis am Bahnhof Köln-Deutz geführt wurden. Dies geschah am hellichten Tag vor den Augen der damaligen Passanten. In einigen Fällen sind diese Spuren inzwischen restaurierungsbedürftig. Bekannt und auch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde Demnig durch seine Aktion „Stolpersteine“. Die Messingplatten mit den Inschriften werden europaweit vor Wohnhäusern in den Bürgersteig eingelassen und verweisen somit auf die Adresse, in denen in den 1930er Jahren bis zur Deportation jüdische Bürger wohnten. Im September 2015 verlegt der Künstler in Köln an 27 Orten insgesamt mehr als 50 weitere Stolpersteine. Darunter ist auch den 2000ste Stolperstein, der in Köln zu finden ist. Dieser erinnert an den jüdischen Widerstandskämpfer Ernst Cahn. Seine Eltern betrieben eine Weingroßhandlung; die Familie lebte in der Roonstraße 31. Der Kaufmann Ernst Cahn verlor schon kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten seine wirtschaftliche Basis und emigrierte 1936 nach Amsterdam, wo er mit Alfred Kohn, einem anderen jüdischen Emigranten, den Eissalon „Koco“ eröffnete. Dieser Eissalon in der Van Woustraat 149 wurde zum Treffpunkt einer jüdischen Widerstandsgruppe. Nach einer Razzia im Februar 1941 wurden die Eigentümer verhaftet, und die deutsche Besatzungspolizei nahm dies zum Vorwand für weitere Razzien im jüdischen Viertel mit 400 Verhaftungen. Aus Protest dagegen kam es zu einem Generalstreik im gesamten Norden Hollands. Ernst Cahn wurde gefoltert, zum Tode verurteilt und im März 1941 erschossen. In Amsterdam ist heute eine Brücke über den Amstel-Kanal (Brücke Nr. 401) nach ihm und Alfred Kohn benannt. Cahns Schwester Luise, die auch in der Roonstraße aufwuchs und später von Köln nach Berlin gezogen war, und deren Tochter Mirjam wurden 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Auch ihnen widmet Gunter Demig zwei Stolpersteine vor dem Haus in der Roonstraße. Weitere Stolpersteine verlegt er u.a. vor dem Historischen Rathaus von Köln und im Stadtteil Ehrenfeld vor dem Bezirksrathaus und der Kirche St. Joseph. www.stolpersteine.eu


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