Stille Biergärten
Blasmusik im Festzelt, und 2.000 bierselige Oktoberfestbesucher schunkeln und grölen laut „Ein Prosit der Gemütlichkeit“? Das sei in der Coronapandemie nicht zeitgemäß, hatte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder erkannt und das „größte Volksfest der Welt“ für dieses Jahr abgesagt. Die künstlerische Antwort darauf formulierte der Berliner Künstler Hans Winkler mit seiner Aktion „Stille Biergärten“. „Die Aktion wurde im Rahmen des im Kunstverein Ebersberg realisierten ‘Aktionsraum 2’, organisiert von Peter Kees, in Erinnerung an den legendären Münchner Aktionsraum 1 im Jahre 1969, durchgeführt“, heißt es dazu. Während im Rheinland mit seinem relativ milden Klima obergärige Biersorten wie Kölsch oder Alt verbreitet sind, werden in Bayern und Böhmen seit Jahrhunderten eher untergärige Biersorten wie Pilsner gebraut, die auch zur Lagerung der Fässer möglichst kalte Räume benötigen, weshalb man unterirdische Eiskeller möglichst tief anlegt und in ihnen Eisblöcke einlagert. Deren Decken bepflanzte man oben oft mit Kastanien, damit deren Schatten für die Kellergewölbe für zusätzliche Kühlung sorgen – so entstanden die kastanienumsäumten traditionellen bayerischen Biergärten. Daran knüpft Winklers Idee des „Stillen Biergartens“ an: „Der stille Biergarten ermöglicht es den Besuchern dem Eis beim Schmelzen zuzuhören und bietet einen Ort der Ruhe und Kontemplation. An diesem Ort wird nicht gesprochen. Die Idee verweist auf die kulturelle Notwendigkeit von Rückzugsorten und auf Friedrich Nietzsche‘s Gedanken über ‘stille Stätten zum Nachdenken’.“ http://www.kunstvereinebersberg.de/aktionsraum-2/
Dazu in Band 152 erschienen: