Russland: Kunstfreiheit gefährdet

Nach der Beschwerde eines Ausstellungsbesuchers, er fühle sich in seinen religiösen Gefühlen verletzt und sei zudem in dem Museen mit einer Beleidigung einheimischer Staatsführer konfrontiert worden, forderte das russische Kulturministerium die Leitung der Moskauer Tretjakow-Galerie dazu auf, ihre Ausstellung „in Übereinstimmung mit den geistlich-moralischen Werten“ auszurichten, und zu dem Vorwurf Stellung zu nehmen, es werde dort eine „destruktive Ideologie“ kommuniziert. Dies berichtete die Deutsche Presse Agentur unter Berufung auf „Moscow Today“. Der Beschwerdeführer erzürnte sich darüber, dass bei einer Abendmahls-Szene nicht zu erkennen sei, wer auf dem Bild Judas ist und ebenso darüber, dass im Museum „Trunksucht“ und „willkürliche Interpretationen bei der Darstellung vaterländischer Staatsmänner“ dargeboten werde. Die russische Verfassung verbietet zwar Zensurmaßnahmen in der Kunst, aber der Vorfall lässt nichts Gutes für die Kunst- und Meinungsfreiheit in Russland ahnen: der „Merkur“ verwies auf einen Bericht der Zeitung „The Insider“ über ein Paar in Krasnodar, das sich kürzlich in einem Restaurant kritisch über den Ukraine-Krieg äusserte. Beide wurden daraufhin in Handschellen abgeführt; der Mann musste anschließend 15 Tage Haft absitzen und seine Ehefrau eine Geldstrafe von 1.000 Rubel (ca. 14 Euro) bezahlen.