Resilienz – Standhalten in Zeiten des Umbruchs

Videonale.20 vom 11. April bis 18. Mai 2025
Eine Empfehlung der Redaktion
Am Freitag öffnet die Videonale zum 20. Mal ihre Türen im Kunstmuseum Bonn, dieses Jahr mit einer Jubiläumsausstellung, die aus insgesamt 26 künstlerischen Positionen besteht. Statt, wie sonst, einen offenen Wettbewerb für die Teilnahme auszuschreiben, haben die Kuratorinnen Tasja Langenbach und Annette Ziegert anlässlich des Jubiläums das Archiv der vergangenen Festivals gesichtet und daraus geschöpft, d.h. alle dieses Jahr zu sehenden Künstler*innen haben in den letzten 40 Jahren schon einmal teilgenommen. Ruth Lorenz hat dafür eine Ausstellungsarchitektur entworfen, welche u.a. aus locker im Raum verteilten Billboards besteht, die an Stelle von Konsumartikeln eine künstlerische Sicht auf die Welt präsentieren. Unter den sieben historischen Positionen der Ausstellung ist auch Valie EXPORTs Arbeit Syntagma aus dem Jahr 1983, welche das älteste Exponat der Show darstellt. Hier begegnet die Künstlerin sich selbst als Doppelgängerin in Spiegeln, im urbanen Umfeld und auf Fotos. In den entstehenden Doppelansichten wird eine gespaltene Selbsterfahrung auf der Suche nach Identität sichtbar. In der dialogischen Begegnung jüngerer mit älteren Arbeiten zeigt EXPORTs auf die verzerrte und fragmentierte Darstellung von Körpern in den Medien zielende Arbeit eine zeitgenössische Weiterführung in Ana Torfs When you whistle, it makes Air come out von 2019, eine mit dem laut im Raum hörbaren Sound des Atmens spielende Videoinstallation, in der sich Sätze und Wörter wie Breath oder das titelgebende When you whistle, it makes the Air come out abwechseln. Das Thema der Videonale, Resilienz, zeigt sich in den Arbeiten auf unterschiedliche, nicht nur auf körperliche Weise. Lukas Marxt z.B. hat mit Valley Pride (2023) einen Film in ein gläsernes Gewächshaus projiziert, der sich mit Ausbeutungsmechanismen in der industriellen Landwirtschaft Südkaliforniens auseinandersetzt und zeigt, wie Menschen unter fragwürdigen Bedingungen landwirtschaftliche Produkte verpacken, deren Anbau die vorhandenen Ressourcen über Pestizidvergiftung und Wasserverknappung ebenso zerstört wie die Gesundheit der Konsument*innen. Neben den ökologischen Katastrophen machen sich auch autoritäre gesellschafts-politische Systeme immer aufs Neue und in zunehmendem Maße breit und man muss sich ihrer erwehren, wie die Arbeit Ständig auf dem Sprung sein (1995) von Marcel Odenbach zeigt, der Aufnahmen von Flucht und Vertreibung aus dem Filmarchiv der UNO zusammenstellt, welche eine erschreckende Aktualität aufweisen. Andere Arbeiten wie Nezhnost/Tenderness (2020) von Chto Delat zeigen, wie ein bewusster Widerstand gegen globale Krisen wie die Pandemie in der Kunst mitten oder nach dem Zusammenbruch gesucht (und vielleicht sogar gefunden) werden können, während Anna Zett mit Es gibt keine Angst (2023) den Widerstand der Umbruchszeit in der DDR Ende der 1980er aufzeigt.
Vom 11. April bis zum 18. Mai gibt es all diese Videos und Installationen – und noch einige mehr – im Kunstmuseum Bonn zu sehen. Außerdem hat die Videonale dieses Jahr anlässlich des Jubiläums ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt, das nicht nur zu den Eröffnungstagen vom 10.-13. April mit Talks und Kulinarik, Konzerten und Künstler*innenführungen aufwartet, sondern erstmals auch zahlreiche Orte in der Stadt über den gesamten Festivalzeitraum bespielt. So werden nach der Eröffnung am Donnerstag um 19 Uhr im Kunstmuseum Bonn ab Freitag den 11.4. im Bonner Post Tower, dem Trinkpavillon und der Schaumburg, aber auch an verschiedenen Orten in der Innenstadt, wie der Zentrifuge oder dem Blow Up künstlerische Arbeiten zu finden sein. Der Eintritt für die Stationen in der Stadt ist frei. Das Ticket für das Kunstmuseum kann online oder im Museum erworben werden. Eine Broschüre mit Erläuterungen zu allen Standorten und Künstler*innen sowie eine Karte, auf der die Orte (und ausgesuchte Points of Interest inkl. der Bonner Kirschblüte) verzeichnet sind, gibt es im Museum.