Provenienzforschung in Ostfriesischen Museen
„Ostfriesenmischung“ ist unter Teekennern eine noch heute sehr beliebte Marke, die im 17. Jh. als Mischung verschiedener Assam-Sorten aus Indien eingeführt wurde. Doch im Ostfriesisches Teemuseum Norden wird womöglich nicht nur „ostfriesische Geselligkeit und Gastfreundschaft“, dokumentiert, denn früher brachten Seeleute aus China und anderen Kolonien nicht nur Teeblätter mit, sondern auch allerlei Souvenirs, die dann in den regionalen Museen Ostfrieslands landeten und diesen nun auch eine Provenienzforschung aufnötigen. Das Teemuseum konzentriert sich derzeit darauf, „die ursprüngliche Herkunft von rund 100 Objekten aus der Asiatika-Sammlung wie Teegerätschaften und Teeporzellan aus China zu untersuchen, die ab Mitte der 1980er Jahre über den Kunsthandel ins Museum gelangten“. Unter den Plastiken aus Speckstein, Elfenbeinschnitzereien, Seidenstickereien und Porzellanvasen im Schiffahrtsmuseum Westrhauderfehn, sind „60 Verdachtsobjekte“ näher zu erforschen, wie Museumsleiter Marcus Neumann in der „Frankfurter Rundschau“ zitiert wird. Nachlässe deutscher Marinesoldaten, die in der wilhelminischen Ära in China stationiert waren, befinden sich in Form von Möbeln, Teegeschirr, Alltagsgegenständen und einer wertvollen Porzellanschale heute im Deutschen Sielhafenmuseum Carolinensiel. Die Naturforschende Gesellschaft zu Emden kümmert sich um die Provenienzgeschichte von 65 Exponaten, „die Seeleute und Kolonialbeamte aus China mitbrachten. Dazu gehören etwa religiöse Plastiken, Schmuck, eine hölzerne Mondlaute und ein aus Menschenhaar geflochtener Zopf.“ Was wurde rechtmäßig erworben, was wäre womöglich als Kriegsbeute oder Aneignung durch Plünderung einzustufen? Die genannten Museen nehmen an einem auf 12 Monate langen Forschungsprojekt teil, das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste finanziell unterstützt wird. Im November 2021 sollen die Ergebnisse in Aurich öffentlich vorgestellt werden.
Dazu in Band 257 erschienen: