Potsdam: Scharfe Kritik nach Kartoffelbrei-Attentat im Museum

25. Oktober 2022 · Kulturpolitik

„Viel Wut, wenig Verständnis“ titelte die „Märkische Allgemeine“ über manche Publikumsreaktionen nach einer Kartoffelbrei-Attacke im Potsdamer Museum Barberini auf das Gemälde „Meules“ (Getreideschober) von Claude Monet. Gegen zwei Personen der Initiative „Letzte Generation“, die aus Klima-Protest das Bild mit Kartoffelbrei beschmiert hatten, ermittelt die örtliche Polizei wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung.Der Schaden wird vom Museum Barberini mit einer fünfstelligen Summe beziffert. Derlei Protestaktionen in Museen beschränken sich mittlerweile nicht mehr nur auf Klebeattacken an Bilderrahmen: in London hatten kürzlich in der National Gallery zwei Aktivistinnen ein van Gogh-Bild mit Tomatensuppe bespritzt. Nach dem Brei-Attentat in Potsdam ließ der Berliner „Tagesspiegel“ Ottmar Edenhofer, den Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, zu Wort kommen: „Bei allem Verständnis für die Sorge um unser Klima: Solche Aktionen lehnen wir ab“. Sammler Hasso Plattner, dessen Stiftung das Museum Barberini betreibt, befürchtet, es sei künftig wohl „schwer bis unmöglich“, Leihgaben für Sonderausstellungen zu bekommen. Remigiusz Plath, Sicherheitsexperte des DMB- Deutscher Museumsbund und der Hasso-Plattner-Stiftung, ergänzte: „Ein unmittelbarer Kunstgenuss ist so bald nicht mehr möglich… Wir werden von den Klimaaktivisten instrumentalisiert, um Aufmerksamkeit zu erregen – auf Kosten des Kulturguts… Hundertprozentige Sicherheit haben Sie dann nur, wenn das Werk im Keller im Depot ist.“. Der Deutsche Museumsbund empfiehlt die Einstellung von mehr Wachpersonal und eine Verglasung der Exponate, was bei Großformaten allerdings äusserst schwierig, wenn nicht gar unmöglich ist. In den Medien wird der Ton in der Berichterstattung über solche Vorfälle rauer: „Monet war kein Umweltschwein… Monets Heuschober mit Kartoffelbrei zu überschütten, das verachtet seine Kunst, seine und damit auch unsere Liebe zur Natur “, zürnte die Kulturkorrespondentin Maria Ossowski im NDR. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) stellte klar: „Aktionen, die fremdes Eigentum beschädigen, sind nicht nur eine Dummheit, sondern auch kriminell.“ Das Museum Barberini zog nach dem Vorfall erste Konsequenzen: Künftig sind Taschenkontrollen angekündigt; Taschen, die größer als ein DIN A4-Blatt sind, dürfen nicht mehr in die Ausstellungssäle mitgenommen werden. Die Plattner-Stiftung hatte das Monet-Bild 2019 für 111 Mill. Euro in New York erworben. Es gehört zu einer Serie von etwa 25 Bildern, die Monet 1889-1891 malte. Sie zeigen die temporären Getreideschober auf dem Feld neben seinem Grundstück in Givenchy.

Dazu in Band 265 erschienen:


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