Politischer Populismus
Im antiken Rom sollten Volkstribunen die Interessen der unteren Schichten vertreten. Sie nutzten ihre Positionen zur persönlichen Machtentfaltung aus, aber sie waren keine Populisten im heutigen Sinne, obwohl auch diese für sich beanspruchen, auf der Seite des „kleinen Mannes“ zu stehen und sich dementsprechend anti-elitär und zumeist auch anti-intellektuell geben. Ihre Rhetorik mag in ihrer boulevardesken Verkürzung jener der Demagogen ähneln, aber ihr ideologisches Fundament ist oft viel diffuser als das des klassischen Demagogen: der Demagoge gewinnt seine Argumentationsstrategien aus seinem ideologischen Potenzial, der Populist hingegen nicht „aus sich heraus“, sondern nur in der Negation, d.h. aus der Abgrenzung zu anderen. Mit „Politischem Populismus“ beschäftigt sich vom 7. November 2015 bis zum 7. Februar 2016 ein Ausstellungsprojekt in der Kunsthalle Wien. Populistischen Strategien will sie „eine Vielfalt künstlerischer Positionen“ entgegen setzen. „Migration, Asyl- und Flüchtlingspolitik, Überwachung und Spionage, Zensur, Renationalisierung, Gentrifizierung oder globale Finanzwirtschaft sind die Themen, mit denen sich die Künstlerinnen und Künstler beschäftigen. Eine der zentralen Aufgaben der Kunsthalle Wien ist es Spektrum und Potenzial einer kritischen wie inspirierenden Kunst unserer Zeit aufzuzeigen. Welchen Mehrwert bietet die Gegenwartskunst jenseits des Ästhetischen? Welche Funktionen kann und sollte sie für unsere Gesellschaft übernehmen? Alle sind eingeladen, diese Fragestellungen mit uns gemeinsam zu diskutieren…“ Der Eintritt in die Ausstellung und zu den Begleitprogrammen ist frei. Künstlerliste: Basel Abbas und Ruanne Abou-Rahme, Lawrence Abu Hamdan, Saâdane Afif, Darren Bader, Keren Cytter, Simon Denny, Christian Falsnaes, Evgeny Granilshchikov, Flaka Haliti, Rosemary Heather, Calla Henkel und Max Pitegoff, Anna Jermolaewa, Johanna Kandl, Minouk Lim, Goshka Macuga, Jumana Manna, Mián Mián, Marcel Odenbach, Ahmet Ögüt, Trevor Paglen, Hito Steyerl, Erik Van Lieshout, Jun Yang. www.kunsthallewien.at.