Paul Neagu-Ausstellung in Liechtenstein
Bis zum 5. September 2021 präsentiert das Kunstmuseum Liechtenstein die erste internationale Retrospektive des Künstlers Paul Neagu (1938-1964). Der Zeichner, Bildhauer, Maler und Performer war aus Rumänien gebürtig, studierte zwischen 1959 und 1965 Kunst in Bukarest und fand dort „einen Ausweg aus dem konservativen Paradigma des dortigen Kunstsystems, indem er sich mit Bewegungen wie Op Art, Kinetischer Kunst, Neokonstruktivismus und Kybernetik vertraut machte.“ Seit 1969 lebte er in London. „Das Vokabular der Skulptur erforschend, kam Neagu nach Mitte der 1970er-Jahre zu seiner wohl emblematischsten Erfindung, dem Hyphen. Es handelt sich um ein Gebilde, das trotz seiner scheinbaren Einfachheit auf vielschichtigen Betrachtungen der formalen und symbolischen Bedeutungen geometrischer Grundformen beruht. Zugleich kombiniert der Hyphen Elemente des Kulturellen und des Volkstümlichen. Neagu schmiedete dieses Vokabular, indem er sich mit bäuerlichen Handwerken und Traditionen befasste, die sich von Rumänien bis China, von Griechenland bis Schottland erstrecken.
In den 1980er- und 1990er-Jahren setzte Neagu seine Erkundungen zur Sprache der Skulptur in immer neuen, sich verdichtenden Formeln fort und bezog Elemente der Performativität und Verkörperung in eine vielseitige Konzeption des Mediums ein. Der letzte Abschnitt seiner Karriere ist auch deshalb emblematisch, weil er die Risse in der diasporischen Identität des Künstlers noch deutlicher hervortreten liess, ihre immerwährende Unbestimmtheit, die zwischen intellektueller Offenheit und Mobilität und dem Trauma der Nicht-Zugehörigkeit oszilliert..“
Dazu in Band 235 erschienen: