Pataphysische Raumfahrt

24. August 2016 · Aktionen & Projekte

Der Maler Max Ernst, ebenso der Künstler Marcel Duchamp und der surrealistische Schriftsteller Raymond Quenau (1903-1976) tauchen auf der Mitgliederliste des „Collège de Pataphysique“ auf, das 1948 in Paris in der „Librairie des Amis des Livres“ gegründet wurde. Obwohl der Schriftsteller Alfred Jarry (1873-1907) den Begriff „Pataphysik“ bereits 1893 in einem Beitrag für eine Literaturzeitschrift erstmals verwendete und dann 1903 in seinem Roman „Taten und Meinungen des Pataphysikers Doktor Faustroll“ als „Wissenschaft des Einzelfalls“ definierte, kam es erst 1948 zur Gründung eines solchen Kollegiums, das sich mit absurden Forschungsvorhaben bzw. mit einer Wissenschaft der imaginären Lösungen beschäftigte. Es heißt bei Alfred Jarry, die Pataphysik stünde zur Metaphysik wie die Metaphysik zur Physik. Sie wolle das zu dem existierenden noch zusätzlich vorhandene Universum deuten, und damit erlaubt sie philosophische oder künstlerische Konstruktionen eines Paralleluniversums. In der Pataphysik sind die Ausnahmen die Regel. Anders als in den akademischen Naturwissenschaften, wo es gilt, deduktiv Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, die z.B. dann erfüllt sind, wenn die Wiederholung eines Laborversuchs unter denselben Bedingungen zum selben Ergebnis führt, sind in der Pataphysik die Dinge vom Zufall bestimmt. In dieser Traditionslinie ist das Institut für Pataphysische Raumfahrt und Normative Äquivalenztheorie einzuordnen, das Boris Nieslony bereits um 1980 gründete und dessen Leiter Prof. Cappy in Form eines Stofffrosches in Erscheinung tritt. Nieslony selbst begnügt sich mit der Rolle des Instituts-Sekretärs. Während des Künstlertreffens „Das Konzil“ 1981 im Stuttgarter Künstlerhaus unternahm Prof. Cappy einen Flugversuch: sein Sekretär ließ ihn mit einem Fallschirm vom Stuttgarter Fernsehturm herunter segeln. „Prof. Dr. B. Cappy hat sich die sinnvollste und vornehmste Aufgabe gestellt: den ARCHIMEDISCHEN PUNKT gültig und endgültig zu setzen“, heißt es zu den Forschungsvorhaben des Instituts. Am 17. September 2016 ist das Institut für Pataphysische Raumfahrt anlässlich der Reihe „Absurde Phänomene des Realen“ im Kunstpavillon von Burgbrohl/Rheinland präsent: in seinem Vortrag stellt Boris Nieslony „die dreifache und mehrschichtige Art und Weise der Instituts“ heraus, nämlich „die Arbeitsweise, den allgegenwärtigen Verlauf und die Anbindung geeigneter Mitarbeiter“. www.asa.de


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