Nachts im Kunstmuseum Bochum

5. April 2024 · Aktionen & Projekte

Ein nächtlicher Erfahrungsbericht von Julia Stellmann über „Keep the Cat in at Night“, die Aktion von Hofmann&Lindholm.

Es ist Sonntag, der 24. März, und ich stehe pünktlich um 23.45 Uhr am Südausgang des Bochumer Bahnhofs. Kurz danach trifft ein schwarzer Transporter ein, die Tür öffnet sich und die Aufführung beginnt. Im bläulich illuminierten Innern erhalte ich eine kurze Einführung, werde vorbereitet auf meinen Einbruch ins Kunstmuseum Bochum. All das inszeniert im Rahmen der Kunstaktion „Keep the Cat in at Night“ des Duos Hannah Hofmann und Sven Lindholm. Mit einer Taschenlampe ausgestattet werde in der Nähe des Museums abgesetzt, laufe über die verlassenen Straßen und muss mir mittels eines speziellen Griffs eigens Zutritt über die Sicherheitstreppe verschaffen. Innerhalb des Museums sind Licht und Alarmanlage ausgeschaltet, erwarten mich Objektschützer mit den Gesichtern zu den Wänden gewandt. Als ich mich durch die dunklen Räume zu bewegen beginne, folgen sie mir, spüre ich beinah ihren Atem in meinem Nacken. Mir ist bewusst, dass sobald ich mich umdrehe und ein Blickkontakt entsteht, die Aufführung sofort endet. Diesen Drang unterdrückend habe ich eine halbe Stunde Zeit, das Museum bei Nacht zu erkunden. Es ist mein erster Besuch im Kunstmuseum Bochum, umso genauer inspiziere ich ständige Sammlung, Jubiläumsausstellung und die Arbeiten von Theresa Weber. Im Schein der Taschenlampe bin ich fasziniert von den Schattenspielen, die sich auf den Wänden hinter den Skulpturen abzeichnen. Im verlassenen Museumscafé fühlt es sich schließlich an, als würde ich durch eine apokalyptische Geisterstadt streifen. Nach einer halben Stunde schreckt mich ein akustisches Signal auf, der Chef des Sicherheitspersonals leitet mich aus dem Museum und weist mir den Weg zu einem Gebäude auf der anderen Straßenseite. Dort werde ich mit Suppe sowie Wein vom Regieteam erwartet und blicke neun Bildschirmen entgegen, die Bildmaterial von acht Überwachungskameras sowie einer Bodycam übertragen. Wer beobachtet hier wen? Die Aktion widmet sich faktischer und gefühlter Sicherheit, relevant in fast allen aktuellen Diskursen. In jedem Fall ein unvergesslicher Museumsbesuch!

Vom 22. bis 24. März 2024 konnten Besucher*innen nachts in das Kunstmuseum Bochum „einbrechen”. www.kunstmuseumbochum.de


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