Nach Wiedereröffnung: Franz Radziwill-Ausstellung in Oldenburg
Zum 125. Geburtstag von Franz Radziwill (1895-1983) richtet das Landesmuseum Oldenburg dem Maler eine große Retrospektive aus, allerdings ohne öffentliche Vernissage. Außerdem sind derzeit in Niedersachsen alle Museen geschlossen. Nach der Wiedereröffnung können die Werke bis zum zum 23. August 2020 im Oldenburger Schloss besichtigt werden. Das Museum hat Beispiele aus allen Werkphasen gesammelt, von ersten expressionistischen Arbeiten um 1915 bis hin zu den Hauptwerken eines Magischen Realismus in den 1920er und 1930er Jahren. Wie Emil Nolde, so war auch dessen Zeitgenosse Radziwill eine ambivalente Persönlichkeit, was das Verhältnis zum Nationalsozialismus angeht: er trat 1933 der NSDAP bei, übte von 1933 bis 1935 eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf aus, wurde dort vermutlich wegen seines expressionistischen Frühwerks, offiziell allerdings aufgrund häufiger Abwesenheit wegen „pädagogischer Unfähigkeit“ gefeuert und von der NS-Kulturpolitik 1937 als „entarteter Künstler“ eingestuft. 1938 erhielt Radziwil dann Ausstellungsverbot, musste zudem auch eine Beschlagnahmung seiner Werke hinnehmen. In seiner norddeutschen Heimat zollte man ihm allerdings weiterhin Anerkennung, in den Kunstmetropolen Berlin und München hingegen blieb er ab 1937/38 verfemt – sein Magischer Realismus erschien den dortigen NS-Kulturbonzen als zu modern und zu wenig „völkisch“. In den 1950er Jahren erfuhr kurioserweise sein Werk in der DDR größere Wertschätzung als im Westen, wo die abstrakte Kunst den Ausstellungsbetrieb dominierte, die Franz Radziwil jedoch ablehnte. Größere Anerkennung erlebte er im Westen erst wider nach 1960 – er erhielt 1963 den Rompreis der Deutschen Akademie und zu seinem 75. und 80. Geburtstag große Retrospektiven in Bremen und Oldenburg ausgerichtet. https://www.radziwill.de/
Dazu in Band 181 erschienen: