Museum Haus Konstruktiv, Zürich: Otto Piene: Die Sonne kommt näher und Brigitte Kowanz: Under the Surface
In zwei retrospektiv angelegten, separaten Ausstellungen im Museum Haus Konstruktiv in Zürich (6.2.-10.5.2020) treffen gerade zwei Künstler aufeinander, deren Gemeinsamkeit das Thema Licht ist – und deren Werke unterschiedlicher kaum sein könnten: Otto Piene und Brigitte Kowanz. Ausgestellt ist Otto Pienes (1928-2014) Malerei mit Rauch, Russ und Brandblasen, sein „Lichtballett“ aus rotierenden Lichtern und die faszinierenden Lochmuster, die im dunklen Raum einem Sternenhimmel gleichen. Seine raumhohen Luftskulpturen in Form von farbigen Sternen mit einem langen Schweif für die Luftpumpe füllen den Eingangsraum. Immaterialität, Übertragung von Energie und das Interesse an den Elementen zieht sich durch sein gesamtes Werk. Brigitte Kowanz (geb. 1957) dagegen thematisiert die Architektur des Lichts, aber auch das Licht als Erkenntnis. Dafür arbeitet sie mit Verschlüsselungen wie dem Morsecode, mit Spiegelungen und Neonschriften wie etwa die Zahlen 9, 4, 5 und 1, die auf den vier Säulen im Hauptraum angebracht sind. Sie stehen für Buchstaben im Alphabets: IDEA – ein zentraler Begriff ihres Werks, das hoch konzeptuell und voller Wechselwirkungen ist: zwischen Bildraum und realem Raum, Licht und Information, Illusion und Wirklichkeit, malerischen Elementen und Sprache. „Augenblicksvervielfachungen“ nannte Kowanz ihre skulpturalen Reflexionsräume einmal. Bei aller Unterschiedlichkeit der beiden Retrospektiven ist den Werken doch etwas gemeinsam: Hier ist Licht erlebbar. (SBV)
Dazu in Band 244 erschienen:
Dazu in Band 229 erschienen: