Michael Würthle, Betreiber der Berliner "Paris Bar", gestorben
Michael Würthle, Künstler und Gastronom, starb im Alter von 79 Jahren. Er hatte Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre in Köln und Wien Kunst studiert. Die „Paris Bar“ wurde 1950 von Jean Coupy eröffnet, einem ehemaligen Koch der französischen Besatzungstruppen, der in Berlin französische Küche vermisste. Schon recht bald wurde die „Paris Bar“ zum Stammllokal der Berliner Bohème. Michael Würthle und Reinhald Nohal betriebrn in Berlin-Kreuzberg das „Exil“. Für dieses Lokal hatte seinerzeit Joseph Beuys durch den Verkauf einer Skulptur das Stammkapital besorgt. 1979 erhielten Würthle und Nohal von Otto Schily, Rechtsanwalt und später Bundesinnenminister, den Tipp, die „Paris Bar“ stünde zum Verkauf. In dicht gedrängter „Petersburger Hängung“ waren die Wände mit museumsreifer Kunst bestückt, u.a. von Georg Baselitz und Martin Kippenberger. Es kursieren Erzählungen, Würthle habe bisweilen auch akzeptiert, dass die Zeche mit einem Original begleichen wurde. Michael Würthle selbst fasste die Spannweite seines Publikums und die Prominenz seiner Bar einmal in den Gedichtzeilen zusammen: „Die Dichter und die Maler und auch die Kriminaler sowie die Zillertaler, die kennen ihr Berlin“ – ihm waren alle Gäste willkommen, ob nun Madonna, Gina Lollobrigida, Max Frisch, David Bowie oder auch weniger Prominente aus der lokalen Kunstszene.