Mehr Staatshilfen in der Corona-Krise gefordert
Der Vorstand der Wiener Secession in Österreich hat in einem offenen Brief an Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek mit „großer Dringlichkeit“ Hilfe vom Staat eingefordert. Konkret regen die Unterzeichner rückwirkend ab März 2020 „für die Dauer der Corona-Krise“ eine monatliche Zahlung von 1.000 Euro Grundeinkommen an, so wie es im Nachbarland der bayerische Ministerpräsident Markus Söder für den Freistaat angekündigt habe. Unmut herrscht auch in anderen europäischen Ländern: in Frankreich z.B. kritisiert die Gewerkschaft Freier Darstellender Künste „Prodiss“, ein Notplan in Höhe von 22 Mill. Euro (davon aber nur 2 Mill. Euro für die bildende Kunst) und ein Solidaritätsfonds in Höhe von 1 Milliarde Euro seien „lächerlich“. Die Gewerkschaft schätzt, dass die Absage von Festivals und Konzerten allein für den Zeitraum von drei Monaten Verluste von 600 Mill. Euro hervorrufe. Doch der Shutdown dauert dort noch länger – Großveranstaltungen sind in Frankreich mindestens bis Mitte Juli 2020 verboten. Die Pariser Staatsoper hat daher die Spielzeit 2019/2020 komplett abgesagt; allein schon durch die Streiks um die Jahreswende mussten Aufführungen ausfallen und bescherten den Opernmanagern Verluste von ca. 15 Mill. Euro. Deutschland stellt zwar eine Soforthilfe für Solo-Selbstständige und Kleinunternehmer bis zu 500 Milliarden Euro zur Verfügung, doch davon fließt nur ein Bruchteil in die Kultur, weshalb die Kulturminister der Länder eine „drohende Verarmung der Kunst- und Kulturlandschaft nach der Corona-Krise“ befürchten und in einem Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und an Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) „ein umfassendes Programm der Bundeshilfen für den Kulturbereich“ anmahnen. Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, kritisiert: „Solo-Selbständige, die aus ihrer Privatwohnung heraus arbeiten, haben zumeist keine Betriebskosten oder wenn in nur sehr geringer Höhe. An ihnen geht diese Hilfe des Bundes vorbei.“ Daher plädiert auch Zimmermann für einen nationalen Kulturinfrastrukturfonds. Realistischerweise müsste dieser dann mit ca. 500 Mill. Euro ausgestattet sein. Zum Vergleich: in der Schweiz hat der Bundesrat „280 Million Franken für Soforthilfe und Ausfallentschädigungen im Kulturbereich zur Verfügung gestellt.“ Das Maßnahmenpaket umfasst Soforthilfen und Ausfallentschädigungen für Kulturunternehmen und Kulturschaffende, außerdem auch eine Unterstützung von Kulturvereinen im Laienbereich. https://www.kulturrat.de
Dazu in Band 139 erschienen: