Mehr Provenienzforschung an Universitäten

Der Fall Gurlitt schärfte das Bewusstsein, mit NS-Raubkunst künftig sensibler und (selbst)kritischer umgehen zu müssen. Die Fachwelt und die Politiker sind sich einig: die Provenienzforschung muss verstärkt werden. Doch Spezialisten auf diesem Gebiet sind rar: „Bisher sind Provenienzforscher Autodidakten“, stellte Uwe M. Schneede fest, ehrenamtlicher Vorsitzender einer Stiftung am Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg. Die Stiftung wurde Anfang 2015 gegründet. Träger sind die Bundesregierung, die 16 Bundesländer und die kommunalen Spitzenverbände. Das Magdeburger Zentrum unterstützt Museen bei der Suche nach NS-Raubkunst; die Stiftung hilft dabei, indem sie Kooperationen auf die Schiene setzt. So ist nun eine intensivere Zusammenarbeit mit den Universitäten angedacht: „Es ist notwendig, eine systematische Ausbildung zu entwickeln. Das bedeutet, dass Provenienzforschung in das universitäre Kunstgeschichtsstudium fest integriert werden muss“, fordert Schneede. Dazu wünscht er sich die Einrichtung von drei Professuren an verschiedenen Universitäten. Denn es gelte, in den Museen bei der Erforschung der eigenen Bestände vermehrt auch zeitgeschichtliche, juristische und wirtschaftliche Kenntnisse hinzu zu ziehen, um die Geschichte der NS-Opfer und den Verbleib ihrer Sammlungen rekonstruieren zu können.