Lockdown: Museumsszene fordert "zeitnahe Wiederöffnung"
Kein vernünftiger Mensch stellt die Notwendigkeit von Anti-Corona-Maßnahmen in Frage, damit niemand unnötig stirbt, der womöglich nicht hätte sterben müssen. Vor einem Jahr hatten wir alle die Schreckensbilder von Bergamo vor Augen und ertrugen daher mit großer Selbstdisziplin die wochenlangen Einschränkungen des ersten Lockdowns. Nun aber konstatieren Psychologen in der „Corona-Routine“ bei vielen gewisse Ermüdungserscheinungen, und so werden vor allem auch aus dem Kunstbetrieb die Rufe nach einem Ende des aktuellen Lockdowns lauter. Obwohl „die Infektionszahlen weiterhin beunruhigend“ seien, hofft der Deutsche Kulturrat dennoch zusammen mit der „gesamten Kulturszene auf eine „baldige, schrittweise Wiedereröffnung“ von Theatern und Kunsthallen, und er fordert sogar vehement: „Kunstorte zeitnah öffnen!“ Denn strenge Hygienekonzepte seien in Museen und den Räumen von Kunstvereinen „problemlos umsetzbar“. Solche Orte seien „als Infektionstreiber“ bisher ja „nicht aufgefallen“ – in der Tat drängeln sich die Besucher in Ausstellungen nirgendwo so dicht zusammen wie die Wintersportler an Skiliften oder die Badegäste am Strand von Rio. Ins gleiche Horn stoßen auch die Museumsleitungen in der Schweiz mit ihrer Parole „Museums-Lockdown beenden! Für das geistige Wohl aller!“ Von Elena Flipovic, Direktorin der Kunsthalle Basel bis zu Andreas Runy, der das Schweizerische Architekturmuseum leitet, unterschrieben knapp 20 Museumsleute und diverse Verbände einen gemeinsamen Aufruf an den schweizerischen Bundesrat: „Eine dezidierte Lenkung des Besucherflusses ist jederzeit möglich und wurde bereits seit Mai 2020 erfolgreich breitflächig umgesetzt. Individuelle Ausstellungs- und Museumsbesuche verursachen keine Ansammlung von Massen.“ Denn letztlich ginge es darum, „den zentralen Bildungsauftrag“ zu „erfüllen und einen wichtigen Beitrag zum geistigen und seelischen Wohl aller leisten zu können.“
Dazu in Band 269 erschienen: