Leipzig: "Politiken des Fleisches" in der Lockdownphase
„Das Wintersemester beginnt für viele Studierende in Sachsen wie das vergangene Sommersemester zu Ende ging: Wegen der Corona-Pandemie werden sie viele Vorlesungen und Übungen am Computer von zu Hause oder dem Wohnheim aus verfolgen“ informiert die „Freie Presse“ über den aktuellen Lockdown in Sachsen. Etwa 85 Prozent der Lehrveranstaltugen finden nur virtuell statt; aber gerade für Studienanfänger sollen auch Präsenzveranstaltungen angeboten werden. Wer Kunst studiert, ist darauf angewiesen, die Werkstätten in den Hochschulen nutzen zu können – eine künstlerische Ausbildung lässt sich eben nicht auf Grafikprogramme im Computer reduzieren. Mit „Radikale Passivität: Politiken des Fleisches“ realisiert die HGB-Galerie der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bis zum 7. Januar 2021 ein Ausstellungsprojekt über neue Formen von „Sensibilität und Fleischlichkeit in der Kunst“. Ein hochaktuelles, komplex angelegtes Thema, für dessen Inszenierung der jetzige Lockdown zur Unzeit kommt, denn auch wenn es dabei um Aspekte des Körperlichen in der Virtualität geht, so ist doch die Anschauung von Exponaten im physischen Ausstellungsraum notwendig. Es wird bei dieser Ausstellung nämlich „zwischen Körper und Fleisch unterschieden, um die Aufmerksamkeit auf die gegenwärtigen Modi der Passivierung/ Aktivierung des Fleisches zu lenken. Damit sind nicht nur die zunehmende Digitalisierung des Lebens oder der vermehrte Gebrauch von Psychopharmaka angesprochen, sondern alle Formen der gezielten Affizierung, denen Individuen heute ausgesetzt sind. Dieses radikale Ausgesetzt-Sein ist nicht frei gewählt, im Gegenteil: Es unterliegt nach Paul B. Preciado dem Regime eines ‘patriarchal-kolonialen Kapitalismus’, das Subjektivierungsprozesse reguliert….“ Mit künstlerischen Beiträgen von aLifveForms (cared for by J.P. Raether), Jeroen Jacobs, KAYA (mit N.O. Madski), Henrik Olesen, Paul Thek, Wu Tsang, Andrea Winkler u.a. Kuratorinnen sind Kathrin Busch und Ilse Lafer. https://www.hgb-leipzig.de
Dazu in Band 132 erschienen: