Kunsthalle Osnabrück: CDU ruft zu Ausstellungsboykott auf
Die Kunsthalle Osnabrück eröffnete am 15. Juni mit der Performance „Then I’ll huff and I’ll puff and I’ll blow your house in” der gleichnamigen Ausstellung von Sophia Süßmilch ihr neues Jahresprogramm. Die örtliche CDU ruft nun zum Boykott der Ausstellung auf.
Mit der Ausstellung im Kirchenschiff der Kunsthalle befragt die Künstlerin die besondere Beziehung zwischen Kind und Mutter. Unter dem neuen Jahresmotto „Kinder, hört mal alle her!” will die Kunsthalle Osnabrück Themen „rund um Erziehung, Bildung, Generationskonflikten und dem ewigen Kindsein” verhandeln. Dabei sind unter anderem für Kinder geeignete Programmpunkte geplant, aber auch Themen wie häusliche Gewalt, Fehlgeburten und Kinderlosigkeit sollen in der Ausstellung thematisiert werden. „Das Programm will Momente schaffen für die Begegnung und den Austausch zwischen Menschen unterschiedlichen Alters. Wir alle wurden auf unterschiedliche Weise erzogen und sind mit unterschiedlichen Erfahrungen aufgewachsen”, heißt es. Die örtliche CDU fordert nun die Schließung der Ausstellung, da einige Werke darin „inhaltlich und visuell absolut inakzeptabel” seien, so Marius Kreite, Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion Osnabrück. Ein Werk propagiere kannibalistische Fantasien, heißt es. „Wir können und wollen nicht hinnehmen, dass unter dem Deckmantel der Kunst solche grotesken und verstörenden Darstellungen öffentlich gezeigt werden”, so der CDU-Politiker. Ãœber die möglichen negativen Reaktionen auf das Programm sei man sich bewusst gewesen, nimmt Jasmin Osmanović, Sprecherin der Kunsthalle gegenüber der dpa Stellung. Daher würde auf der Website darauf aufmerksam gemacht, dass nicht alle Programmpunkte für Kinder geeinget sind. Eine Ausstellung sei außerdem nur für Besucher*innen ab 16 Jahren empfohlen. Im Zentrum der Kritik der CDU stehen vor allem die Werke der Künstlerin Sophia Süßmilch, insbesondere ein Pressebild, das Sophia Süßmilch im Vierfüßler-Stand mit einer Pferdemaske auf dem Kopf zeigt, daneben zu sehen ist ein Kind sowie eine schwangere Frau auf einem Schaukelpferd. Süßmilch imitiert hier selbst ein Schaukelpferd. In einer Stellungnahme zu diesem Bild schreibt die Kunsthalle Osnabrück: „Die Kunsthalle Osnabrück wehrt sich gegen eine sexualisierte Interpretation des Bildes und die damit einhergehende Diffamierung der Künstlerin Sophia Süßmilch. […] [Das Werk] wird nicht in der aktuellen Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück gezeigt. Die Mutter, die gemeinsam mit dem Kind auf dem Foto zu sehen ist, hat dieses Foto in Auftrag gegebenen und sowohl der Aufnahme als auch ihrer Verbreitung schriftlich zugestimmt.”
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