Künstler wehrt sich gegen Zensurversuch

19. Februar 2016 · Personalien

Hermann-Josef Hack, Siegburger Künstler und Aktivist, wehrte einen Zensurversuch ausgerechnet von „unerwarteter Seite“, nämlich einem Ordner der Linken, ab. Als der Künstler auf einer Anti-AfD-Demonstration sein Transparent mit der Inschrift „Freiheit macht Arbeit“ hochhielt, mochten sich der begriffsstutzige Ordner und andere Demonstranten nicht auf die bewusste künstlerische „Umkehrung des von den Nazis am Eingang ihrer Konzentrationslager verwendeten zynischen Spruchs ‘Arbeit macht frei’“ einlassen: Hack fühlte sich „von der Antifa und jungen Anhängern der Linken aggressiv bedrängt“ und musste seine Botschaft erläutern: „Wir Künstler werden die Ersten sein, die sie in Lager sperren und mundtot machen, wenn diese Kräfte die Oberhand bekommen.“ Der Ordner jedoch forderte Hack auf, das Transparent zu entfernen, da es „von einigen Menschen nicht verstanden“ werden könnte. Der Künstler wiederum „war nicht bereit, seine Arbeit vom untersten Verständnislevel des Publikums abhängig zu machen“ und empfand den Zwischenfall als eine „Lehrstunde“, wie schnell man als demokratischer Künstler zwischen den Parolen rechter Schreihälse und der Borniertheit ihrer linken Gegner in künstlerischen Dingen gründlich missverstanden werden und fälschlicherweise ins politische Abseits geraten kann: Leider haben wir es auf der sprachlichen Ebene häufig mit unangemessenen hermeneutischen Verkürzungen zu tun, die nur zu einer bedenklichen Verzerrung der öffentlichen Debatte führen. Denn die Antifa Bonn warf Hack anschließend in einem Blog sogar vor, „ein antisemitisches und die Shoa relativierendes Transparent“ gezeigt zu haben. Ein Kommentator des Bonner Generalanzeiger nahm den Künstler hingegen in Schutz: „… Kunst darf provozieren, mehr noch: Kunst muss manchmal provozieren. Das unterscheidet sie von bemalten Schildern, die das Ansinnen der Demonstranten mit griffigen, leicht verständlichen Slogans untermauern. Es gehört sozusagen zum Wesen von Kunst, Kontrapunkte zu setzen und quer zu treiben – um zum Nachdenken und zum Diskutieren anzuregen… Einerseits in Reden für Freiheitsrechte einzutreten und andererseits die Freiheit der Kunst beschneiden zu wollen – das passt nicht zusammen.“ Der Kabarettist Richard Rogler nannte eines seiner Programme einmal “Freiheit aushalten”, und Wolf Biermann befand, als Künstler müsse man auch einmal “zu weit zu weit gehen”. In diesem Sinne macht in der Stimmungslage solcher Anfeindungen die Bewahrung der Freiheit tatsächlich eine Menge Arbeit.


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