Kontroverse um Benin-Bronzen
Die Benin-Bronzen schmückten seit dem 16. Jh. den Königspalast in Benin; sie gelangten 1897 als Raubkunst nach Europa und in die USA. Allein in deutschen Museen befinden sich mehr als 1.000 Objekte. 2022 unterzeichneten Deutschland und Nigeria ein Abkommen über die Rückgabe.
Im Dezember 2022 erfolgte die Übereignung der ersten 20 Objekte, und der nigerianische Präsident überließ sie nicht einem Museum, sondern dem aktuellen Oberhaupt der ehemals königlichen Familie, Oba Ewuare II. Die Schweizer Ethnologin Brigitta Hauser-Schäublin hält diese Übergabe laut „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ allerdings für ein „Fiasko“, und die „Süddeutsche Zeitung“ titelte: „Bronzen für Bonzen?“ Außenministerin Annelena Baerbock versuchte hingegen zu beschwichtigen: „Die Rückgabe der Bronzen an Nigeria war nicht an Bedingungen geknüpft.“ Die Einbeziehung des Königshauses entspreche „den Maßgaben einer Beteiligung der Herkunftsgesellschaften“. Gleichzeitig heißt es aber seitens des Auswärtigem Amtes auch: “Wir haben weiterhin den Wunsch, dass die Bronzen ausgestellt werden.“ Der oppositionellen Union im Deutschen Bundestag reicht dieses Lippenbekenntnis nicht: „Rückgaben dürfen nicht um jeden Preis erfolgen“, forderte die kulturpolitische Sprecherin der Unions-Fraktion, Christiane Schenderlein (CDU). „Vor einer Rückgabe muss sichergestellt werden, dass die Kulturgüter nicht zerstört oder versteckt werden…“ Der SPD-Abgeordnete Helge Lindh erwiderte: “Rückgabe von Raubkunst mit Vorgaben und an die betroffenen Staaten und Herkunftsstaaten wäre Fortschreibung des Kolonialismus mit anderen Mitteln… Selbst wenn Objekte gänzlich der Öffentlichkeit entzogen werden, müssen wir das gefälligst ertragen.“
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