Körper als Ereignis

Ein international besetztes Symposion beschäftigt sich am 24. und 25. April 2015 mit dem Wiener Aktionismus der 1960er Jahre und mit Entwicklungen im Bereich der performativen Künste, die zeitgleich woanders oder später stattfanden. Anlass ist die Ausstellung „Mein Körper ist das Ereignis“, mit der das Mumok-Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien bis zum 23. August 2015 seinen Sammlungsschwerpunkt „Wiener Aktionismus“ dokumentiert. Dabei werden die Aktionen der Wiener Künstler Rudolf Schwarzkogler, Günter Brus, Otto Muehl und Hermann Nitsch den Auftritten anderer Performer wie Valie Export, Marina Abramovic, Paul Mc Carthy, Bruce Neuman,Yoko Ono oder Carolee Schneeman gegenüber gestellt. Einer der Ursprünge dieser aktionistischen Kunst liegt in den „Literarischen Cabarets“ der Gruppe um 1958 und 1959. An einer Klavierzertrümmerung exerzierten die beteiligten Künstler ihre Idee von der „befreienden Kraft… der Destruktion“, wie auch die Frühzeit des Happenings und der Fluxusbewegung stark durch Materialaktionen geprägt war. Ein anderes Thema war die „Entgrenzung der Malerei“, vor allem bei Hermann Nitsch. Dabei wurde Farbe oft durch andere Substanzen ersetzt (bei Nitsch z.B. durch ausgepresste Früchte) oder der Körper als Malutensil oder Bildträger eingesetzt (so bei Günter Brus, Paul McCarthy). Vor allem ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre werden physiologische Abläufe zunehmend zu Themen vieler KünstlerInnen. Der Bogen reicht von elementaren Vorgängen wie Atmen oder einfachen Handlungen wie Gehen bis zur Auseinandersetzung mit Tabuthemen wie Urinieren, Defäkieren und Sexualität. Yoko Onos Flux-Film „Eye Blink“ (1966) konzentriert sich auf die simple Bewegung des Auges in extremer Nahaufnahme. Auch Bruce Naumans oder Paul McCarthys Videos zeigen einfache Vorgänge wie Gehen, Drehen oder Hängen…“ Wer die Auftritte der heutigen jüngeren Performer-Szene verfolgt, wird bei dem Symposion sicherlich die Erkenntnis gewinnen, dass die aktionistische Konzentration auf die Intensität einer physischen Präsenz keineswegs kunsthistorisch abgeschlossen ist, sondern neben neuen, multi-medial angelegten Formen der Performance immer noch ihre künstlerische Berechtigung und Zeithöhe hat. www.mumok.at