Köln: Verägerung über Kulturdezernentin

5. Juli 2017 · Kulturpolitik

“Kulturdezernentin unter Druck“ titelte der Kölner Stadtanzeiger. Noch härtere Worte fand der Journalist Robert Baumanns im Boulevardblatt „Express“: „Diese Dezernentin sollte sich um gar nichts mehr kümmern… und die Abwahl“ wäre „der nächste logische Schritt“. Als Kulturdezernentin ist Susanne Laugwitz-Aulbach nämlich auch für den Kultur-Baubereich zuständig, und da laufen gleich an mehreren Stellen die Kosten und die Zeitpläne völlig aus dem Ruder: Seit 2008 wird in Köln beharrlich um die „Archäologische Zone“ gestritten; ein 6.000 qm großes Areal, das rund um das Rathaus das römische und mittelalterliche Köln präsentieren soll und jetzt offiziell „Miqua“ heißt – als Zusammenfassung der dort am Originalort verbliebenen archäologischen Funde mit Anbindung an ein neues Jüdisches Museum auf dem Rathausvorplatz, wo im Mittelalter das Kölner Judenviertel war. Ende 2019 soll mit deutlicher Verzögerung die Umsetzung des Projekts endlich abgeschlossen sein, so hofft man mit unerschütterlichem rheinischem Optimismus im Kulturdezernat. Beim Römisch-Germanischen Museum indessen wollen die Lokalpolitiker eine sechsjährige Schließung ab Januar 2018 während der dringend notwendigen Sanierung nicht einfach hinnehmen. Sanierungsbedarf für dieses Museum wurde bereits 2011 angemeldet – mithin lange vor dem Amtsantritt der Kulturdezernentin 2013. Doch die Verwaltung ließ sich Zeit mit den Planungen und folgte, so hat es den Anschein, dann auch unter der neuen Kulturdezernentin lieber dem kölschen Lebensmotto „Küsste de hück nit, küsste de morje“ (Kommst du heute nicht, kommst du morgen). „Wer zieht denn zuerst aus und beginnt erst dann zu planen, wie man das Gebäude umbauen will“, tobt deswegen der CDU-Ratspolitiker Frank Elster über die erst kürzlich veröffentlichte Verwaltungsvorlage, deren Terminplanung auch den Museumsdirektor völlig überraschte und die ebenso Britta von Bülow von den Kölner Grünen als „verschwurbelt“ beurteilt wird, weil sie bei der Lektüre die einzelnen Posten mit der Zeitdauer selber zusammen rechnen musste, denn die trödelige Verwaltung hatte die Addition auf 76 Monate Sanierungsdauer schlichtweg weggelassen. Ob das Museum wie ursprünglich vorgesehen 2021 tatsächlich wieder eröffnet wird, wagt in Köln derzeit niemand zu prognostizieren, der sich ein wenig Realitätssinn bewahrt hat. Als Bauskandal-Desaster entpuppt sich ebenso die Sanierung des Opernhauses aus den 1950er Jahren. Dieses Projekt gehörte gleichfalls bislang in den Verantwortungsbereich der Kulturdezernentin. Inzwischen sind die Kosten auf üppige 550 Mill. Euro explodiert; und den Termin für die Fertigstellung im Jahr 2022 – sieben Jahre später als ursprünglich avisiert – sollte man nach allen Erfahrungen mit dem Verlauf städtischer Bauvorhaben derzeit auch eher als rheinisch-unverbindliche Absichtserklärung einstufen. Planungsfehler der Stadtverwaltung kommen kommunale Bauherrn teuer zu stehen: sie geben nämlich dem billigsten Anbieter mit Dumpingpreisen den Zuschlag, doch dann holen diese Baufirmen die anfänglichen Preisnachlässe wieder herein, indem sie sich jede nachträgliche Korrektur eines solchen Planungsfehlers teuer bezahlen lassen; das ist einer der Gründe für die Kostensteigerungen bei öffentlichen Bauvorhaben. Susanne Laugwitz-Aulbach ist derweil der Ansicht, eine Kulturdezernentin sollte sich nur um die Kultur kümmern, wie die Lokalpresse reportiert, und sie dürfte daher nicht unfroh darüber sein, dass die ebenfalls verärgerte Oberbürgermeisterin Henriette Reker ihr nun die Verantwortung für den Baubereich entzieht und komplett der Gebäudewirtschaft überträgt. Kommentar in der „Kölnischen Rundschau“: „Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach ist angezählt.“


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