Köln: Museumsstreit und Pfusch am Bau

12. Mai 2017 · Kulturpolitik

Völlig marode ist das Anfang der 1970er Jahre erbaute Römisch-Germanische Museum in Köln. Ende 2017 wird es geschlossen und für ca. 40 Mill. Euro saniert. Für diese Sanierungsphase von 3 bis 4 Jahren sucht die Stadt Köln ein Ausweichquartier: die Kulturverwaltung schlägt das leer stehende Modehaus Sauer an der Minoritenkirche ein paar Häuserblocks weiter vor; allerdings müsste die Stadt das Gebäude für 10 Mill. Euro aufkaufen. Für die lokale FDP ist dies mit zu vielen Unwägbarkeiten verbunden, sie fühlt sich im Stadtrat „überfallen“ und favorisiert als Alternative für die Interimslösung das ungenutzte Gebäude des früheren Rautenstrauch-Joest-Museums am Ubierring. Das ist nicht der einzige kulturpolitische Streitpunkt in Köln: „Bis Ende Juni 2017“ soll die Öffentlichkeit über den Zeit- und Kostenplan bei der Sanierung des Opernhauses informiert werden. 8.500 Baumängel wurden inzwischen aufgelistet; mit einem inzwischen gekündigten Ingenieurbüro, das für die Installation der Haustechnik zuständig ist, führt die Stadt Köln eine juristische Auseinandersetzung. Insider befürchten, der juristische Streit könnte sich noch Jahre hinziehen und eine Wiedereröffnung der Oper weiter verzögern. Des ungeachtet haben die Bühnen bereits Ausstattungsteile wie Mischpulte angeschafft – und dies entgegen eines Stadtratsbeschlusses und ohne Abstimmung mit dem Rechnungsprüfungsamt, wie von einigen Lokalpolitikern kritisiert wird. Pfusch am Bau war auch die Ursache für den Einsturz des Historischen Archivs im März 2009 – zu diesem Ergebnis kam ein Gutachter im Auftrag der Kölner Staatsanwaltschaft jetzt acht Jahre nach dem Unglück. Eine Fehlstelle in einer Schlitzwand-Lamelle habe die Katastrophe mit zwei Toten herbeigeführt. „Die Fehlstelle soll so groß sein, dass innerhalb von Minuten mehrere Tausend Kubikmeter Sand, Kies, Erde und Wasser von der Vorderseite des Archivs in die Grube gelangen konnten“, berichtete der Kölner Stadtanzeiger. Zudem sollen Moniereisen nicht wie vorgesehen verbaut, sondern um Zeit zu sparen in einem Schrottcontainer entsorgt worden sein. Die Kölner Staatsanwaltschaft muss sich nun schnell entscheiden, ob sie Anklage erhebt und wenn ja, gegen wen, denn im März 2019 setzt juristisch endgültig die Verjährung ein.


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