Köln: Kunstbeirat der Stadt tritt geschlossen zurück
In Fragen zu Kunst im öffentlichen Raum lässt sich die Stadt Köln von einem eigens berufenen Gremium beraten: dem Kunstbeirat. Jetzt legen die stimmberechtigten Mitglieder geschlossen ihr Ehrenamt nieder und beenden die Arbeit.
„Wir ziehen einen Schlussstrich, weil dieses Gremium schlicht dysfunktional ist“, erklärt Kay von Keitz, der seit zehn Jahren Vorsitzender des Kunstbeirates der Stadt Köln ist, den demonstrativen Schritt. Die Fachleute aus Kunst und Architektur sollen bei allen Fragen zu Kunst im öffentlichen Raum beraten und ihre Expertise einbringen. Ob an Gebäuden oder auf Straßen und Plätzen, ob Denkmäler und Skulpturen im Bestand oder neue Projekte: Bei Planungen und Umsetzungen, die Kunst im öffentlichen Raum betreffen, ist der Kunstbeirat laut Geschäftsordnung mit einzubeziehen. „Seit bald 20 Jahren wird der Kunstbeirat immer wieder übergangen und ignoriert. Schon unsere Vorgängergeneration hat massive Kritik geäußert und Verbesserungen gefordert“, sagt Kay von Keitz. Alle Versuche, mit Politik und Verwaltung ins Gespräch zu kommen und Veränderungen zu erreichen, seien ergebnislos geblieben.
„Der Kunstbeirat ist keine selbstgeschaffene Interessenvertretung der Kunstszene, wie in Politik und Verwaltung mitunter angenommen wird. Die diesem Gremium vom Stadtrat selbst zugewiesene Funktion zu beraten und ggf. Empfehlungen zu anstehenden Entscheidungen auszusprechen, wurde in den letzten zehn Jahren nur teilweise oder gar nicht genutzt und in den jeweiligen Beschlüssen oftmals ignoriert. In vielen Fällen wurde der Kunstbeirat – entgegen der bestehenden Geschäftsordnung – weder befragt noch gehört. Seine (oft ungefragt verfassten) Stellungnahmen zu unterschiedlichen Themen blieben immer wieder unbeachtet”, heißt es in einer ausführlichen Stellungname des Beirats. Hier werden auch konkrete Beispiele aufgeführt. „Da der Rat der Stadt Köln die ehrenamtliche Arbeit der stimmberechtigten Mitglieder im Kunstbeirat offenbar nicht in Anspruch nehmen möchte, haben wir in unserer Sitzung am 21. November 2024 beschlossen, unsere Tätigkeit in diesem Gremium zu beenden”, schließt das Schreiben.
Dass es auch anders geht und gut funktionieren kann, zeigt sich in Städten wie Düsseldorf, München oder Zürich. Dort arbeiten seit Jahren erfolgreich entscheidungsbefugte Kommissionen mit dem entsprechenden Fachpersonal, angemessenem Budget, klaren Zuständigkeiten und Verfahren. „Vor allem überzeugen die Ergebnisse“, führt Birgit Laskowski, ebenfalls Mitglied des Kunstbeirates, aus. „Solch qualitätsvolle und wirksame Arbeitsstrukturen und Verfahren könnten wir auch in Köln haben. Im Kunstbeirat haben wir konkrete Wege dafür aufgezeigt.“
Es ist ein harter Schnitt, mit dem der aktuelle Kunstbeirat seine Arbeit beendet. Einen geschlossenen Rücktritt dieses Gremiums hat es bisher noch nicht gegeben. „Wir sind aber wirklich nicht die Ersten, die Veränderungen anmahnen. Schon unsere Vorgänger*innen haben moniert, dass am Ende von dem großen Engagement, das wir aus Überzeugung einbringen, nichts übrig bleibt, und der Kunstbeirat nur als Alibiveranstaltung taugt“, betont Tobias Becker, der als Künstler in den Kunstbeirat berufen wurde.
Stimmberechtigte Mitglieder des Beirats waren Kay von Keitz (freier Autor und Kurator, Vorsitzender des Kunstbeirates), Prof. Tobias Becker (Künstler, Universität Siegen), Lutz Fritsch (Künstler), Prof. Gereon Krebber (Künstler, Kunstakademie Düsseldorf), Prof. Oliver Kruse (Künstler, Peter Behrens School of Arts Düsseldorf), Birgit Laskowski (Kunsthistorikerin und freie Kuratorin, stellvertretende Vorsitzende des Kunstbeirates), Ute Piroeth (Architektin) und Dr. Anne Schloen (Kunsthistorikerin, Kunsthalle Nürnberg).