Köln: „Kultur in Not“
„Die Kultur in Köln ist in Not“, schreibt Bruno Wenn, Vorsitzender des Kölner Kulturrats e.V., einer Vereinigung der „Fördervereine und -institutionen des Kulturbereichs in der Stadt. Trotz hoher Inflation will die Stadt nämlich die Förderung der „Freien Szene“ auf den Stand von 2022 zurück stutzen.
Bruno Wenn und andere sehen damit „die kulturelle Vielfalt und Lebendigkeit“ in der Stadt gefährdet. Gekürzt und gestrichen wird derzeit angesichts der miserablen Wirtschaftslage an den öffentlichen Haushalten anderswo auch, aber in Köln kommen in der Kulturpolitik noch die fatalen Auswirkungen von verzögerten und verteuerten kulturellen Großprojekten hinzu: „Eine Stadt, die es sich leistet, außerplanmäßig hunderte Millionen Euro in die Sanierung städtischer Kulturbauten zu investieren, kann es sich nicht leisten, einen vitalen Eckpfeiler ihres Kulturlebens, der aktuell lediglich 5% oder 14 Millionen des städtischen Kulturetats kostet, zu stutzen.“ Die Sanierung des Kölner Opernhauses z.B. sollte ursprünglich 250 Mill. Euro kosten; jetzt wird es wohl mindestens eine Milliarde sein. Das Museum Ludwig, Flaggschiff der einstmals blühenden Museumslandschaft, kann hingegen derzeit nicht auf eine zeitnahe Bewilligung der dringend notwenigen und ebenfalls womöglich milliardenschweren Sanierung hoffen. Zwar ist aus der Freien Szene immer wieder zu hören, die Hochkultur und die Off-Kultur dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, aber es verfestigt dennoch der Eindruck: die u.a. wohl auch durch Missmanagement an Großprojekte wie die Opernsanierung gebundenen Gelder fehlen dann woanders. So stehen in der Domstadt nicht nur die „Cologne Jazz Week“ und das „Acht Brücken“-Festival vor dem Aus, denn auch für die Zukunft der Kunst- und Museumsbibliothek wird das „Fehlen einer verbindlichen Perspektive“ beklagt, ebenso die für „Akademie der Kulturen der Welt“; und im Kulturamt sind seit April und Sommer 2024 vakante Referatsstellen immer noch nicht neu ausgeschrieben oder neu besetzt worden. Zum Verdruss vieler in der Kulturszene hapert es auch in der Zusammenarbeit der Stadt mit externen Stiftern und Sponsoren. Denn bereits 2023 stieg die Montag Stiftung aus einem sozio-kulturellen und gemeinwohlorientierten Projekt „Osthof Hallen Kalk“ aus. Begründung: „Ein Projekt dieser Dimension und in einer Konstellation aus Kommune, Bürgerschaft, Vereinen, Stiftungen und professionellen Akteuren ist nur in einer Partnerschaft mit maximaler Verlässlichkeit, einem abgesteckten Handlungsrahmen und einem strikten Zeitmanagement möglich. Dieses sehen wir auf Seiten der Stadt Köln nicht mehr gegeben.“
Dazu in Band 274 erschienen: