Köln: Hausbesuch
Jan Hoet (1936-2014) war der erste Museumsmacher gewesen, der 1986 mit der Ausstellung “Chambres d’amis” 51 Privatwohnungen in Gent für die Präsentation von Musealem aquirierte. Solche Ausstellungen in Privaträumen kannte man zu jener Zeit sonst nur in der DDR und in anderen Ostblockländern, wo Dissidenten-Künstler und Off-Künstler ihre Werke in Wohnzimmerausstellungen zeigten, weil sie vom offiziellen Kunstbetrieb ausgeschlossen waren. Hoet ging damals den umgekehrten Weg, nämlich vom öffentlichen und offiziellen Museum ins Private, wie jetzt in Köln auch der Direktor Yilmaz Dziewior. Unter dem Titel „Hier und Jetzt“ hat Dziewior im Kölner Museum Ludwig eine neue Ausstellungsreihe initiiert, mit der das Museum „die Grundlagen seiner musealen Arbeit sowie konventionelle Formate von Museumsausstellungen neu verhandelt. Dabei gilt es, das Möglichkeitsspektrum der musealen Präsentation von Kunst experimentell zu erweitern und die Institution in verschiedene Richtungen produktiv zu öffnen“.Nach dem Auftakt der Reihe durch Heimo Zobernig wird als zweites Projekt nun unter dem programmatischen Titel Hausbesuch „eine Ausstellung realisiert, die nicht im Museum stattfindet, sondern in Privatwohnungen und -häusern der Stadt“. Eingeladen sind die Künstler Marwa Arsanios, åyr, Neïl Beloufa, Pia Camil, Calla Henkel & Max Pitegoff, Mélanie Matranga, „neue ortsspezifische Arbeiten in Auseinandersetzung mit ausgewählten Wohnräumen zu entwickeln und dort zu zeigen… Die experimentelle Ausstellung fokussiert aktuelle Begriffe von Privatsphäre, Intimität oder Gastfreundschaft in unserer digital vernetzten und nomadischen Gesellschaft. Ebenso werden Konventionen und neue Formen des Wohnens wie auch die Möglichkeiten und Grenzen ihrer Repräsentation unmittelbar überprüft. Durch soziale Medien und die Sharing Economy wird das private Zuhause einerseits zunehmend öffentlich geteilt und exponiert. Andererseits wird das eigene Heim als Rückzugsort von vielen als immer dringlicher erachtet. Doch was passiert, wenn nicht nur das Private öffentlich wird, sondern auch das Öffentliche privat?“ (5. bis 27. Nov. 2017). www.museenkoeln.de
Dazu in Band 85 erschienen: