Klüngel-Vorwürfe gegen Yilmaz Dziewior

11. Oktober 2022 · Kulturpolitik

„Kölscher Klüngel“ warf in einem Artikel der FAZ-Frankfurter Allgemeinen Zeitung der Autor Werner Bloch dem Direktor des Kölner Museum Ludwig, Dr. Yilmaz Dziewior, vor. Es geht um „Vorgänge“ um den Deutschen Pavillon der diesjährigen Biennale von Venedig, den Dziewior als Kurator betreut und den die Künstlerin Maria Eichhorn bespielt, indem sie als künstlerische Auseinandersetzung mit der Geschichte des Pavillons dessen Fundamente freilegen ließ. Schon vorher sei jedoch für die ursprüngliche Idee, den gesamten Pavillon aufs Festland versetzen zu wollen, „ein Großteil“ des Ausstellungsetats allein für die Planung ausgeben worden, bis laut Bloch „den Verantwortlichen in Berlin die Absurdität des Projekts bewusst“ und dieses dann wieder abgeblasen wurde. Gegenüber dem „Kölner Stadtanzeiger“ dementierte Dziewior dies: die Machbarkeitsstudie habe nur 6.000 Euro gekostet, und Konzeptkunst müsse ja „nicht materiell ausgeführt werden… um Kunst zu sein“. Der Kurator weist auch einen weiteren Vorwurf zurück, nach der Freilegung der Fundamente hätte „das Duo Eichhorn/Dziewior in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Materialien aus dem Deutschen Pavillon aufs Festland“ geschafft. Aus den Steinen will Eichhorn, „so hört man…daraus eine Skulptur fertigen“. Sie hätte aber bei den italienischen Behörden eine Exportgenehmigung nicht für Steine, sondern nur für Erde beantragt. Während somit der FAZ-Autor der Ansicht ist, Eichhorn und Dziewior hätten „keine Berechtigung“ zur Aneignung der Steine gehabt, hält Yilmaz Dwiewior die Steine aus dem Erdreich des Gebäudes für „kulturell unbedeutend“, was das venezianische Denkmalamt auch bestätigt habe. Wirklich brisant ist lediglich ein dritter Vorwurf, dass Dziewior nämlich selber der Findungskommission angehörte, die ihn dann zum Kuratoren berief: „Das klingt tatsächlich etwas nach kölschem Klüngel“, räumt der Journalist Michael Kohler im „Kölner Stadtanzeiger“ ein. Konrad Adenauer hatte in den 1920er Jahren in seiner Zeit als Kölner OB diese lokalspezifische Form der Netzwerkbildung einmal auf die Formel „Man kennt sich, man hilft sich“ gebracht, was der FAZ-Autor Bloch jedoch so nicht gelten lässt. „Der auserkorene Kurator… wurde als Juror berufen und endete als Begünstigter – ein Verfahren, das allen Compliance-Regeln Hohn spricht.“ Eine solche Praxis sei „rechtswidrig“, der damalige Außenminister Heiko Maas als oberster Dienstherr des Pavillons habe mit der Absegnung des Kuratoren „rechtsstaatliche Grundsätze“ missachtet. Dziewior gibt inzwischen zu , es sei „nachvollziehbar, dass dieses Vorgehen in der Außensicht Fragen zur Unabhängigkeit der Entscheidung aufwerfen kann“. Damals aber sei ihm das nicht so aufgefallen. Sein Name sei während einer der Kommissionssitzungen ins Spiel gebracht worden; er habe daraufhin die Sitzung verlassen und „auf die Entscheidung für seine Person keinerlei Einfluss genommen“. In den burlesken Schwänken des örtlichen „Hänneschen-Theaters“ wird der kölsche Klüngel gerne folkloristisch verniedlicht, doch wie in der Kunstszene Seilschaften mit ihrer Kumpanei und damit auch Machtstrukturen oftmals funktionieren, ist für den Autoren Werner Bloch ein grundsätzliches Problem; denn für ihn sind „ zweifelhafte Machenschaften im Kunstbetrieb, die Willkür mancher Fördergremien und ein selbstherrliches, teilweise undemokratisches Verhalten bis in manche Ministerien eklatant. Sie stehen im Gegensatz zu den prekären Abhängigkeitsverhältnissen von Künstlerinnen und Künstlern, die auf Förderung angewiesen sind…“

Dazu in Band 282 erschienen:


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