Keine Ostrale-Biennale in Chemnitz
Jüngst geriet Chemnitz durch jene Umtriebe von Rechtsextremisten in Verruf, welche die „Zeit“ mit den Worten zusammenfasste: „Muskulöse Männer mit Tätowierungen, Deutschlandfahnen, Plakaten. Es kam zu Drohgebärden und Gewalt, hier und da war der Hitlergruß zu sehen.“ Doch schon vor diesen Vorfällen im September 2018 planten die Stadtoberen eine Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2025 – der erwartete Imagetransfer wäre in Sachsens drittgrößter Stadt gerade jetzt in höchstem Maße willkommen. Kultur gibt es auch jetzt schon reichlich in Chemnitz – vom Kinderfilmfest „SCHLINGEL“ bis zum „Sächsischen Mozartfest“. Eine Ausrichtung der Dresdner Ostrale-Biennale erstmals im Jahr 2019 und ab dann mit einem Zehnjahresvertrag auch im Rahmen möglicher Kulturhauptstadt-Aktivitäten wäre für die Dresdner Ostrale-Ausrichter wie für die Chemnitzer Kulturpolitiker mithin eine Win-Win-Situation gewesen: weil das Dresdner Ostra-Gehege in höchstem Maße sanierungsbedürftig und damit die weitere Ausrichtung der Biennale dort ungewiss ist, zudem noch kein anderer Ort in Dresden für eine Interimslösung gefunden wurde, diese Veranstaltung zuletzt jedoch nicht nur 29.000 Besucher anlockte, sondern auch jährlich 80 bis 85 Arbeitsplätze für das Büroteam, Handwerker, Kassen- und Ausichtspersonal usw. schafft, wäre eine temporäre Verlagerung nach Chemnitz für beide Seiten sinnvoll gewesen. Doch eine Chemnitzer Prüfungskommission bewertete das Vorhaben als zu teuer; allein für 2019 bezifferte Ferenc Csák, Leiter des städtischen Kulturbetriebes, die Kosten auf 600.000 Euro. In Nürnberg, wo man ebenfalls eine Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2025 in Erwägung zieht, hat man allein für das Bewerbungsverfahren bis 2019 die Kosten auf 5 Mill. Euro beziffert. Ähnlich hoch dürften die Aufwändungen in Chemnitz sein. Ostrale-Leiterin Andrea Hilger und Franz Leyser, Vorsitzender der Ostrale-Freunde betonen in einer Erklärung, dass sie „parallel“ zu dem gescheiterten Chemnitz-Gastspiel auch in Dresden weiterhin eine städtische Förderung und einen geeigneten Veranstaltungsort für 2019 anstreben, es gäbe jedoch derzeit in Dresden „noch keine Entscheidungsreife“. http://www.ostrale.de/