Katharina Hohmann in der Kunsthalle Osnabrück
Die Osnabrücker Kunsthalle erscheint aktuell durch Baugerüste an Fassade und im Innenraum wie eine Baustelle. Statt um eine Renovierung oder Restaurierung handelt es sich aber um eine „INVENTUR“, so der Titel der Ausstellung von Katharina Hohmann (10. Februar bis 7. April 2019). Die komplexe orts- und kontextspezifische Installation ist zusammen mit den Künstlerbüchern INVENTUR und O! OH! OHA! die poetische Transformation einer über einjährigen Recherche zu Geschichte(n) des Ausstellungsortes, einem ehem. Dominikanerkloster, seiner Architektur und dem öffentlichen Umraum. Die Künstlerin zielte bei ihrer konzeptuellen Spurensuche in Archiven und Schatzkammern und in Gesprächen mit Wissenschaftlern jedoch nicht auf dokumentarische Vollständigkeit, sondern ihre Leitmotive waren Auswahl, Aneignung und Umnutzung von Quellen, ikonografischen Motiven und Bauelementen. Damit bezieht sie sich auch direkt auf die wechselvolle Geschichte des Raumes, der nach der Auflösung durch napoleonische Truppen als Kornlager, Pferdestall, Lazarett und sogar, mit einem vierstöckigen Einbau versehen, als Wohnhaus genutzt wurde. Das Besondere des Ausstellungsortes wird Schicht für Schicht aufgedeckt – und neu verflochten. Zugleich werden Ordnungssysteme, ihre Prinzipien, Strukturen und Displays, kritisch reflektiert. Spiegelungen, Proportions- und Perspektivwechsel und die Verwendung vielfältiger Medien (wie Film-, Foto- und Tonmaterial, Objekte, Aquarelle, Neon-Schrift, Baugerüst, Modulor) erzeugen offene Narrative, die das Publikum auffordern, den Ort in Geschichte und Gegenwart mit allen Sinnen zu erfahren.
http://www.kunsthalle.osnabrueck.de
Dazu in Band 128 erschienen: