kANzELKuLTuR – Künstlergruppe Frankfurter Hauptschule im Neuen Aachener Kunstverein
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Mit Aktionen wie dem fingierten Diebstahl einer Beuys-Skulptur zugunsten Tansanias hat die Künstlergruppe „Frankfurter Hauptschule“ bereits internationale Aufmerksamkeit erregt. Nun bietet der Neue Aachener Kunstverein den Künstlern den Rahmen für eine erste aufwändige institutionelle Präsentation (23.1.-12.3.22). Die Gruppe behandelt den zunehmenden Rechtsruck, das undifferenzierte Vermengen von Esoterik, Verschwörungstheorien mit rechter Bewegung und sie beobachtet, dass zeitgleich Künstler einem Romantisieren, Mystifizieren und unreflektierten Historisieren zuneigen. Dem Hang zu Materialien wie Ästen, Erden, Geweihen, Dunstschwaden antwortet die Gruppe, indem sie mit Strohboden, Kerzenständern, dekorativer Fensterumrahmung aus den kargen Räumen ein schaurig anheimelndes Ambiente gestaltet. Darin geschichtsträchtige Objekte wie eines aus Methörnern und Engelstrompeten, eine rotierende Nagelkeule, ein fellbedecktes Hängebett unter Nazi-Schwertern und ein unheilvoll-gemütlicher Schrein, über welchem sich eine Kugel mit Faschisten-Behauptungen ‚im Kreise dreht‘. Die Ausstellung bietet reichlich Diskussionsstoff, nicht zuletzt darüber, wie weit cancel culture gehen darf und soll. Der Außenraum ist provokant mit einbezogen mit einem Traumfänger in Gestalt einer Schwarzen Sonne (Titel „Osten ist rechts“) im Denkmal für den Monarchen-Kongress 1818 und mit hakenkreuzähnlichen Batikfahnen. Über letztere haben sich Wochenend-Demonstranten bereits lautstark empört. Ein Grund mehr für die Sorge der Frankfurter Hauptschule, Deutschland sei in zehn Jahren wieder faschistisch, verbunden mit dem Versprechen: der Käufer eines Kunstwerks erhält sein Geld zurück, sollte sich ihre Befürchtung nicht bewahrheiten. Erschreckend: Nach Protesten aus der Bevölkerung hatte das Ordnungsamt den Traumfänger im Kongressdenkmal, das von den Nazis verwendete Symbol der Schwarzen Sonne, abhängen lassen, obgleich vom Gebäudemanagement zuvor genehmigt. Trotz der erneuerten Zusage der Stadt Aachen wird der Direktor des NAK Maurice Funken die schwarze Styropor-Sonne vorerst nicht wieder installieren. (RP)