Hunger
Der Dortmunder Kunstverein zeigt noch bis zum 16. Juli 2017 die Ausstellung „Hunger“ mit Beiträgen von Clémence de la Tour du Pin, Marcel Hiller, Mélanie Matranga und Tobias Spichtig. „Hunger“ steht hier für ein „ körperliches Grundbedürfnis, sinnbildlich für Mangel und Begehren…Die hier gezeigten Arbeiten offenbaren auf unterschiedliche Weise Formen von Verfall, Ausgrenzung, Verlust, Funktionsstörung oder Gefahr…. Fast all diese Arbeiten spielen mit dem, was man Fetischismus nennen kann. Ursprünglich bezeichnet der Begriff die Verehrung von Kultgegenständen…“ Durch Sigmund Freud und andere Psychoanalytiker ist er heute mit Zwangsvorstellungen und -handlungen verbunden. Triebverzicht und Triebregulierung spielen in diesen Theorien auch eine entscheidende Rolle: indem wir lernen, z.B. in der Schule oder im Beruf nicht zu essen, wann wir wollen, sondern nur in festgelegten Pausenzeiten, sublimieren wir unseren Nahrungstrieb und passen uns an die gesellschaftliche Instanz eines Über-Ich an. Die Repression des „Ich“, das einen Ausgleich zwischen dem triebhaften „Es“ und den Regularien des Über-Ich leisten soll, hat indes im Zeitalter der sozialen Medien eine Dimension angenommen, die Freud noch nicht kannte: „Die Kreation digitaler Parallelwelten des Privatlebens auf Facebook oder in anderen sozialen Medien führt zu einer Gesellschaft, in der das Intime Teil des Öffentlichen wird. In dem damit einhergehenden Prozess der Vereinheitlichung –durch den kontinuierlichen Vergleich mit den anderen – wird der Fetischismus zum Widerstand und politischen Vehikel, zu einem Differenzierungsmanöver…“